Winehouse, Mitch: Meine Tochter Amy / Aus d. Engl. übersetzt von Michael Sailer. – Hamburg: Edel, 2012. – 285 S.: 39 Farbabb.
ISBN 978-3-8419-0145-3 : € 19,95 (geb.)
„Durch dieses Buch, so hoffe ich, werdet ihr meine geliebte Tochter Amy besser verstehen und in einem anderen Licht sehen“, schreibt Mitch Winehouse in der Einleitung (S. 7) seiner Biographie Meine Tochter Amy. Diese Grundidee durchzieht das ganze Buch, das die sehr subjektive Sicht eines Vaters auf das Leben seiner Tochter darstellt. Amy Winehouse starb im Juli 2011 mit nur 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung und wurde so zum Mitglied des legendären Club 27. Nach ihrem Tod, der einem Leben voller Drogenskandale ein frühes Ende setzte, entschloss sich Mitch Winehouse zu dieser Biographie. Mit Hilfe seiner Tagebücher als Gedächtnisstütze schuf er weniger ein Werk über Amys Musik, als vielmehr eine Erzählung ihres Lebens: Vor allem durch die Ehe mit Blake Fielder-Civil (aktuell selbst Opfer seiner Drogenexzesse) kam Amy in Kontakt mit harten Drogen, die ihr Leben schon bald nach ihren ersten musikalischen Erfolgen aus den Fugen brachten. Zuletzt war sie zwar von ihnen und Blake losgekommen, dafür aber dem Alkohol verfallen. Insgesamt schien sich ihr Leben jedoch gerade wieder zu stabilisieren, sodass ihr Tod letzten Endes überraschend kam.
Meine Tochter Amy ist in der Reihe edel-Vita bei edel books erschienen. Nun handelt es sich dabei nicht um die erste Biographie über Amy Winehouse; sie unterscheidet sich jedoch stark z. B. von dem boulevardesken Back to Black (Alexander Schuller und Nicole von Bredow), da sie von einer ihr nahestehenden Person verfasst wurde. Papa Mitch erläutert in Meine Tochter Amy auch detailliert seine Position in Amys Leben: Stets stand er ihr nahe und kümmerte sich jahrelang intensiv um sie. So versuchte er, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken und sie vor den größten Katastrophen zu bewahren – was häufig jedoch misslang. Heute erkennt Mitch Fehler in seinem Umgang mit Amys Drogenproblemen, macht sich aber aufgrund seiner damaligen Unwissenheit keine Vorwürfe. Ein wenig scheint es, als nutze er das Buch als Bühne für seine Absolution.
Mitch Winehouse war jahrelang als Taxifahrer und Hobbymusiker tätig, bevor auch er vor einiger Zeit eine Platte veröffentlichte; heute kümmert er sich um die Amy Winehouse Foundation, die benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützt. Dass er Schreiben nicht professionell gelernt und nicht mit einem Co-Autor zusammengearbeitet hat, ist dem Buch teilweise anzumerken; doch gerät dies zur Nebensache für den interessierten Leser, der aus einer Insider-Perspektive mehr über Amys Leben erfahren möchte. Es bleibt zu hoffen, dass ihre Fans Amy Winehouse nicht nur wegen ihrer Drogenkarriere, sondern vor allem wegen ihrer musikalischen Erfolge in Erinnerung behalten. Zwar konnte sie in ihrem kurzen Leben nur zwei Alben veröffentlichen, doch deren Qualität sowie ihre Fähigkeiten als Sängerin sind unbestritten.
Claudia Thieße
Frankfurt am Main, 22.08.2012