Franco Mannino. Catalogo composizioni

Franco Mannino. Catalogo composizioni. Rom: Sideral Edizioni Musicali, o. J. [2005]. 39 S.

Wer sich als Filmkomponist etabliert hat, dürfte zwar zu den meistgehörten und bestverdienenden Tonschöpfern unserer Zeit zählen, und doch hat ihn bei noch so viel Erfolg in doppelter Weise ein schweres Schicksal getroffen: Bis auf eine Handvoll Persönlichkeiten (z. B. Miklós Rósza, Ennio Morricone oder John Williams) kennt niemand seinen Namen, und von der „ernsten“ Zunft wird er kaum akzeptiert. Letzteres ist besonders schmerzlich, weil fast alle der großen Filmkomponisten „konventionell“ begonnen, ihr Glück im traditionellen Konzertleben gesucht und auch nach ihren cineastischen Ausflügen nie aufgegeben haben.
Dies gilt auch für Franco Mannino (1924–2004), von dem es Opern, Ballette, große Vokal- und Instrumentalwerke sowie Kammermusik gibt, und den man im besten Fall doch nur mit dem Kino in Verbindung bringen wird. In den 1950er Jahren hatte er nämlich das ebenso große wie rückblickend ambivalente Glück, mit einem der größten Regisseure des 20. Jahrhunderts zusammenarbeiten zu können, und seitdem wird man ihn – wenn überhaupt – nur als „musikalischen Illustrator“ zweier Meisterwerke von Lucchino Visconti (Bellissima und L’innocente) zur Kenntnis nehmen.
Umso eindrücklicher belegt nun das Werkverzeichnis, dass die Filmmusiken im Vergleich mit seinem Gesamtschaffen geradezu zur Quantité négligeable verkommen. Ob sich aber seine „gewöhnlichen“ Kompositionen stilistisch von denen für den Film unterscheiden oder ein schlüssiges Ganzes bilden, kann mit diesem Heft leider nicht bestimmt werden – bedauerlicherweise fehlen Notenincipits. Es handelt sich hier um eine reine Auflistung der gedruckten Werke, in der alle Informationen enthalten sind, die eigentlich nur dann benötigt werden, wenn man sich bereits für ein Stück entschieden hat: Verlag, Besetzung, Dauer und ggf. Satzfolge. – Falls ein Sammelschwerpunkt einer Bibliothek die Filmmusik betrifft, sollte der Katalog dennoch nicht fehlen. Es handelt sich um ein beeindruckendes und im Grunde fast anrührendes Dokument über das Phänomen des „Filmkomponisten“.

Georg Günther
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 26 (2005), S. 453f.

 

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