Der Brockhaus Musik: Komponisten, Interpreten, Sachbegriffe / Hrsg. von der Lexikonredaktion des Verlags F. A. Brockhaus, Mannheim. [Red. Leitung: Jürgen Hotz]. – 3., aktual. und überarb. Aufl. – Mannheim u.a.: Brockhaus, 2005. – 799 S. : Ill.
ISBN 3-7653-0393-3 : € 49,95 (geb.)
Bereits 1982 veröffentlichte der Verlag Brockhaus auf der Grundlage des Riemann-Musik-Lexikons ein eigenes einbändiges Lexikon unter dem Titel Der Musik-Brockhaus, das 2001 in 2., völlig neu bearbeiteter Auflage erschien und im Herbst 2003 vom Verlag auf der Frankfurter Buchmesse zusammen mit einer CD-ROM im Doppelpack vorgestellt wurde: [Rez. s. FM 2004]
Und schon hätte ich Sie bei einer Gegenüberstellung der Zahlen beinahe in die Irre geführt, denn, während die Hausfrau oder die berufstätige Frau beim Einkauf täglich damit umworben wird, dass sie 10 oder 20 % oder ein oder zwei Stück mehr zum selben Preis erhält, wird man hier mit dem umgekehrten Phänomen konfrontiert: Man erhält für den selben Preis deutlich weniger, und jetzt werden Sie auch verstehen, wieso ich die beiden Ausgaben beim Vergleich verwechselt habe: Die neue Ausgabe, immer noch von A bis Zwölftontechnik, enthält 5.900 Stichwörter, also 1.100 weniger als die vorherige (7.000) zu Sachbegriffen, Epochen, Gattungen, Werken, Komponisten und Interpreten, 820 (statt 1.000) Abbildungen (schwarzweiß und farbig) sowie zahlreiche Tabellen und Übersichten; daneben finden sich rund 150 überwiegend mit Abbildungen versehene Infokästen in unterschiedlichem Umfang zu berühmten Werken und Personen sowie 50 Infokästen mit Hintergrundwissen. Hinzu kommen 20 Sonderartikel zu Schlüsselbegriffen der Musik; diese sind immerhin zwei Seiten lang und enthalten mehrere Abbildungen. Die 20 Überblickstafeln zu wichtigen Epochen und Gattungen vom Umfang einer Seite sind weggefallen.
Nicht nur deswegen ist die neue Auflage 100 Seiten dünner als die vorige. Artikel sind weggefallen, darunter z.B. der über Hildegard von Bingen, einer bedeutenden Vertreterin der mittelalterlichen Musik. Das SWR-Sinfonieorchester wurde in der neuen Auflage erstmals mit einem Artikel bedacht, andere Rundfunkorchester, die sich mindestens im gleichen Umfang um Uraufführung neuer Musik verdient gemacht haben, werden jedoch nicht erwähnt. Sowohl über die Kriterien der Neuaufnahme von Artikeln sowie der Straffung der neuen Auflage schweigt sich die Redaktion im Vorwort vornehm aus.
Den Wert einer Lexikonneuauflage macht u.a. die Aktualisierung von (Lebens-)Daten aus: Auch hier hatte die Rezensentin bei ihren Stichworten direkt einen Treffer: Der bereits im Februar 2003 verstorbene Günther Wand lebt in der neuen Auflage noch. Das stimmt misstrauisch. Generell sind die Artikel, auch die längeren, nicht namentlich gekennzeichnet; das Autorenverzeichnis im Impressum weist jedoch eine Reihe namhafter MusikwissenschaftlerInnen auf. Auch bietet das Lexikon wieder eine gute Mischung aus E-und U-Musik, und auch die langjährige Musikbibliothekarin kann noch etwas Neues entdecken.
Wegen der sehr kompakten Form ist das Lexikon eher für den Privatgebrauch von Musikliebhabern, für Schul- und kleinere Öffentliche Bibliotheken gedacht. Um auf unseren Ausflug in die Einkaufswelt zurückzukommen: Hier ist der Preis stabil geblieben, aber es gibt 10 bis 15 % weniger Inhalt. Für denjenigen, der die Ausgabe von 2001 besitzt, besteht keine Notwendigkeit, diese neue zu erwerben, und da die zweite Auflage noch lieferbar ist, würde ich deren Anschaffung eher empfehlen als die der neuen.
Jutta Lambrecht
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 26 (2005), S. 436f.