Krumbiegel, Peter und Clemens Prokop: Jauchzet, frohlocket. Du musst kein Schwein sein. Von Bach, den Prinzen und einer Leipziger Musikerfamilie. – Kassel: Bärenreiter, 2004. – 163 S.: Abb.
ISBN 3-7618-1735-5 : € 14,95
Sebastian Krumbiegel ist der Front-Sänger der Pop-Gruppe Die Prinzen, einer der erfolgreichsten Boygroups in Deutschland, die bislang Millionen von Platten verkauft haben. Viele wissen, dass die Prinzen eine richtige Gesangsausbildung haben und Sänger im weltberühmten Leipziger Thomaner-Chor waren. Nicht so bekannt hingegen ist, dass Sebastian aus einer regelrechten Musikerfamilie kommt: Mutter Cornelia ist Musikwissenschaftlerin, Oma Philine war eine bekannte Opernsängerin, Schwester Susanne ist Sängerin und Bruder Martin Sänger und Dirigent.
Nun hat Vater Peter, Naturwissenschaftler und selbst begeisterter Chorsänger, ein Buch geschrieben, in dem er nicht nur die musikalische Familiengeschichte erzählt, sondern auch Einblicke in das vielfältige Musikleben Leipzigs im Wandel der Zeit gibt und gleichzeitig ein Stück DDR-Geschichte festhält. Vater und Mutter haben sich im Leipziger Universitätschor kennengelernt. Man erfährt Anekdoten von Konzertreisen, Interna aus dem Bach-Archiv, dessen Museum Cornelia lange Jahre leitete, Interessantes aus der anderen Welt der Thomaner mit ihren eigenen Regeln, mit denen sich Sebastian im Gegensatz zu seinem Bruder Martin überhaupt nicht anfreunden konnte. Der Titel des Buches kombiniert den Titel einer Bach-Kantate mit dem abgewandelten Titel des Prinzen-Hits Du musst ein Schwein sein und zeigt so zum einen, dass Musik nicht nur E-Musik ist, und zum andern, dass man trotz Repressionen und Gefahren durch ideologische Vereinnahmung „singend seine Würde … behaupten“ kann (Rückentext). Das Buch ist aus internen biographischen Skizzen entstanden, die ein Weihnachtsgeschenk für die Familie sein sollten, und das merkt man an vielen Stellen: Es erinnert an die Weihnachtsrundbriefe, die in letzten Jahren hierzulande wegen Zeitmangels und dank Photokopierer und Computer immer mehr in Mode kommen. Allzu oft kommt hier der stolze Ehemann und Vater zum Vorschein.
Als interne Chronik hätten die Erinnerungen einen größeren Wert behalten. Meiner Schwester und mir war es früher eher peinlich, wenn mein Vater mit seinen Kindern angab.
Jutta Lambrecht
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 26 (2005), S. 260