Bauer, Günther G.: Mozart. Geld, Ruhm und Ehre. – Bad Honnef : Bock, 2009. – 366 S.: 144 Abb.
ISBN 978-3-86796-001-4 : € 32,50 (geb.)
2003 legte Günther G. Bauer, ehemaliger Rektor der Universität Mozarteum in Salzburg, eine grundlegende Arbeit über Mozarts Spielleidenschaft und die Spielmoden des 18. Jahrhunderts vor. In seiner jüngsten Untersuchung widmet er sich ähnlich akribisch der Erforschung von Mozarts Einkünften und Ausgaben. Dabei kommt er zu dem überraschenden Ergebnis, dass der Komponist weitaus besser verdiente als die Mozartforschung bisher angenommen hat. Nicht erst mit diesem Buch ist die Legende vom verarmten Genie widerlegt. Schon Mozartforscher wie Braunbehrens oder Solomon hatten darauf hingewiesen, dass Mozart zu den bestbezahlten Musikern seiner Zeit gehörte. Allerdings konnten auch sie nicht erklären, wieso dieser trotz enormer Einkünfte chronisch knapp bei Kasse war. So kam immer wieder die Vermutung auf, der für seine Spielleidenschaft berüchtigte Komponist habe große Summen bei Billardwetten und Glücksspielen verloren, eine Annahme, für die jedoch nie ein Beweis erbracht werden konnte.
Bei seinen Ermittlungen kam Bauer ein glücklicher Zufall zu Hilfe. In einem Hamburger Antiquariat stieß er auf eine bisher unbekannte Broschüre aus der Mozartzeit, die anhand eines Finanzierungsmodells die Lebenshaltungskosten eines mittleren Wiener Beamten mit Frau und zwei Kindern und mit 1.000 Gulden Besoldung im Jahr genau verzeichnet. Dieses Modell wurde nach Überprüfung der angegebenen Preise und Löhne auf Mozarts Lebensumstände übertragen. Der Musterbeamte verbrauchtevin elf Jahren 11.000 Gulden, Mozart dagegen nachgewiesenermaßen über 55.000. Das entspräche heute einer Summe von ungefähr 2 Millionen Euro! Wohin war das viele Geld geflossen wenn nicht in Glücksspiele? Mozart pflegte einen Lebensstil, der die Ausgaben des mittleren Beamten um das Drei- bis Fünffache überstieg.
Die vielen Kutschfahrten, Noten, Papier, Kopisten, Instrumente, Klavierstimmer und -träger, Hauskonzerte mit Festessen und Trinkgelagen, Dienstboten, der tägliche Friseur, Perücken, teure Kleidung, Kuren, Bälle, Vergnügungen – das alles verschlang Unsummen. Dabei waren die hohen Ausgaben längst nicht immer Mozarts Hang zum Luxus geschuldet, sondern schlichtweg oft unumgänglich. Als gefragter Musiker, der in großbürgerlichen und adligen Kreisen verkehrte, konnte er nicht in Sack und Asche herumlaufen oder seinen Gästen nur Brot und Wasser auftischen. Nach Bauers Schlussfolgerungen ging denn auch Constanze keineswegs verschwenderisch mit Geld um, wie oft angeprangert wurde.
Was das Buch so spannend macht, sind nicht allein die neuen Erkenntnisse über Mozarts Haushaltung, sondern vor allem die hochinteressanten Einblicke in die Alltagskultur des 18. Jahrhunderts. Obendrein ist es wie schon der Vorgängertitel vom Verlag besonders schön ausgestattet. Größere Musikbibliotheken sollten sich die Anschaffung leisten!
Verena Funtenberger
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 347