Michael Heinemann: Der Komponist für Komponisten. Bach-Rezeptionen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert

Heinemann, Michael: Der Komponist für Komponisten. Bach-Rezeptionen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. – Köln: Dohr, 2010. – 207 S. (Bach nach Bach ; 2)
ISBN 978-3-936655-71-1 : € 29,80 (geb.)

Die Literatur zu Johann Sebastian Bach (1685–1750) und die Kompositionen seiner Nachwelt spiegeln in ihrer unendlichen Vielfalt alle Nuancen der langen Wirkungsgeschichte von Person und Werk wider. Unlängst veröffentlichte Michael Heinemann (Professor für Musikgeschichte in Dresden), einer der wichtigsten Erforscher dieser Rezeptionsprozesse, einen Band mit zwanzig kleinen Studien zur Auseinandersetzung ganz unterschiedlicher Komponisten und Theoretiker aus mehreren Jahrhunderten mit Bach: ein wertvolles Gegenstück zum Standardwerk Bach und die Nachwelt, erschienen 1997–2005 unter maßgeblicher Mitarbeit des gleichen Verfassers. Behandelt werden u.a. Hiller, Vogler, Haydn, Chopin, Meyerbeer, Verdi, Reger, Strauss, Enescu, Schostakowitsch und Messiaen. Der Autor belässt es durchaus nicht bei theoretisierenden Skizzen, sondern analysiert sorgfältig ausgewählte Musikbeispiele, um der spezifischen Art des Bachschen Nachwirkens auf die Spur zu kommen. Unter diesem eigenwilligen Blickwinkel entsteht geradezu die Blaupause einer europäischen Geschichte des Komponierens. Aber die Studien sind noch für etwas anderes gut: Wir lernen viel über die Spielarten des Phänomens, das wir so einfach mit dem Etikett „Rezeption“ versehen. Michael Heinemann wählt bewusst den Plural „Bach-Rezeptionen“ und zeigt diese Varianten, indem er die einzelnen Kapitel pointiert mit einem Stichwort belegt. „Rezeption“ kann als ästhetische Positionierung heißen: Gedächtnis, Skepsis, Respekt oder sogar Usurpierung. „Rezeption“ kann in der Anverwandlung kompositorischer Mittel bedeuten: Anleihen an spezifische Muster, Überbietung der artistischen Momente, Weitertreiben des Sprachcharakters, Forcierung einzelner Verfahren, z.B. der Chromatik. In Summa: die allseitige Faszination von der Dauerhaftigkeit eines OEuvres, das alle Umbrüche schon Jahrhunderte lang schadlos zu überstehen vermag.

Karl-Ernst Went
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 346

Heinemann, Michael: Der Komponist für Komponisten. Bach-Rezeptionen vom
18. bis zum 20. Jahrhundert. – Köln: Dohr, 2010. – 207 S. (Bach nach Bach ; 2)
ISBN 978-3-936655-71-1 : € 29,80 (geb.)
Die Literatur zu Johann Sebastian Bach (1685–1750) und die Kompositionen seiner
Nachwelt spiegeln in ihrer unendlichen Vielfalt alle Nuancen der langen Wirkungsgeschichte
von Person und Werk wider. Unlängst veröffentlichte Michael Heinemann
(Professor für Musikgeschichte in Dresden), einer der wichtigsten Erforscher dieser
Rezeptionsprozesse, einen Band mit zwanzig kleinen Studien zur Auseinandersetzung
ganz unterschiedlicher Komponisten und Theoretiker aus mehreren Jahrhunderten
mit Bach: ein wertvolles Gegenstück zum Standardwerk Bach und die Nachwelt, erschienen
1997–2005 unter maßgeblicher Mitarbeit des gleichen Verfassers. Behandelt
werden u.a. Hiller, Vogler, Haydn, Chopin, Meyerbeer, Verdi, Reger, Strauss, Enescu,
Schostakowitsch
und Messiaen. Der Autor belässt es durchaus nicht bei theoretisierenden
Skizzen, sondern analysiert sorgfältig ausgewählte Musikbeispiele, um der
spezifischen Art des Bachschen Nachwirkens auf die Spur zu kommen. Unter diesem
eigenwilligen Blickwinkel entsteht geradezu die Blaupause einer europäischen Geschichte
des Komponierens. Aber die Studien sind noch für etwas anderes gut: Wir
lernen viel über die Spielarten des Phänomens, das wir so einfach mit dem Etikett „Rezeption“
versehen. Michael Heinemann wählt bewusst den Plural „Bach-Rezeptionen“
und zeigt diese Varianten, indem er die einzelnen Kapitel pointiert mit einem Stichwort
belegt. „Rezeption“ kann als ästhetische Positionierung heißen: Gedächtnis, Skepsis,
Respekt oder sogar Usurpierung. „Rezeption“ kann in der Anverwandlung kompositorischer
Mittel bedeuten: Anleihen an spezifische Muster, Überbietung der artistischen
Momente, Weitertreiben des Sprachcharakters, Forcierung einzelner Verfahren, z.B.
der Chromatik. In Summa: die allseitige Faszination von der Dauerhaftigkeit eines
OEuvres, das alle Umbrüche schon Jahrhunderte lang schadlos zu überstehen vermag.
Karl-Ernst WentHeinemann, Michael: Der Komponist für Komponisten. Bach-Rezeptionen vom
18. bis zum 20. Jahrhundert. – Köln: Dohr, 2010. – 207 S. (Bach nach Bach ; 2)
ISBN 978-3-936655-71-1 : € 29,80 (geb.)
Die Literatur zu Johann Sebastian Bach (1685–1750) und die Kompositionen seiner
Nachwelt spiegeln in ihrer unendlichen Vielfalt alle Nuancen der langen Wirkungsgeschichte
von Person und Werk wider. Unlängst veröffentlichte Michael Heinemann
(Professor für Musikgeschichte in Dresden), einer der wichtigsten Erforscher dieser
Rezeptionsprozesse, einen Band mit zwanzig kleinen Studien zur Auseinandersetzung
ganz unterschiedlicher Komponisten und Theoretiker aus mehreren Jahrhunderten
mit Bach: ein wertvolles Gegenstück zum Standardwerk Bach und die Nachwelt, erschienen
1997–2005 unter maßgeblicher Mitarbeit des gleichen Verfassers. Behandelt
werden u.a. Hiller, Vogler, Haydn, Chopin, Meyerbeer, Verdi, Reger, Strauss, Enescu,
Schostakowitsch
und Messiaen. Der Autor belässt es durchaus nicht bei theoretisierenden
Skizzen, sondern analysiert sorgfältig ausgewählte Musikbeispiele, um der
spezifischen Art des Bachschen Nachwirkens auf die Spur zu kommen. Unter diesem
eigenwilligen Blickwinkel entsteht geradezu die Blaupause einer europäischen Geschichte
des Komponierens. Aber die Studien sind noch für etwas anderes gut: Wir
lernen viel über die Spielarten des Phänomens, das wir so einfach mit dem Etikett „Rezeption“
versehen. Michael Heinemann wählt bewusst den Plural „Bach-Rezeptionen“
und zeigt diese Varianten, indem er die einzelnen Kapitel pointiert mit einem Stichwort
belegt. „Rezeption“ kann als ästhetische Positionierung heißen: Gedächtnis, Skepsis,
Respekt oder sogar Usurpierung. „Rezeption“ kann in der Anverwandlung kompositorischer
Mittel bedeuten: Anleihen an spezifische Muster, Überbietung der artistischen
Momente, Weitertreiben des Sprachcharakters, Forcierung einzelner Verfahren, z.B.
der Chromatik. In Summa: die allseitige Faszination von der Dauerhaftigkeit eines
OEuvres, das alle Umbrüche schon Jahrhunderte lang schadlos zu überstehen vermag.
Karl-Ernst WentHeinemann, Michael: Der Komponist für Komponisten. Bach-Rezeptionen vom 

18. bis zum 20. Jahrhundert. – Köln: Dohr, 2010. – 207 S. (Bach nach Bach ; 2)

ISBN 978-3-936655-71-1 : € 29,80 (geb.)

Die Literatur zu Johann Sebastian Bach (1685–1750) und die Kompositionen seiner

Nachwelt spiegeln in ihrer unendlichen Vielfalt alle Nuancen der langen Wirkungsgeschichte

von Person und Werk wider. Unlängst veröffentlichte Michael Heinemann

(Professor für Musikgeschichte in Dresden), einer der wichtigsten Erforscher dieser

Rezeptionsprozesse, einen Band mit zwanzig kleinen Studien zur Auseinandersetzung

ganz unterschiedlicher Komponisten und Theoretiker aus mehreren Jahrhunderten

mit Bach: ein wertvolles Gegenstück zum Standardwerk Bach und die Nachwelt, erschienen

1997–2005 unter maßgeblicher Mitarbeit des gleichen Verfassers. Behandelt

werden u.a. Hiller, Vogler, Haydn, Chopin, Meyerbeer, Verdi, Reger, Strauss, Enescu,

Schostakowitsch

und Messiaen. Der Autor belässt es durchaus nicht bei theoretisierenden

Skizzen, sondern analysiert sorgfältig ausgewählte Musikbeispiele, um der

spezifischen Art des Bachschen Nachwirkens auf die Spur zu kommen. Unter diesem

eigenwilligen Blickwinkel entsteht geradezu die Blaupause einer europäischen Geschichte

des Komponierens. Aber die Studien sind noch für etwas anderes gut: Wir

lernen viel über die Spielarten des Phänomens, das wir so einfach mit dem Etikett „Rezeption“

versehen. Michael Heinemann wählt bewusst den Plural „Bach-Rezeptionen“

und zeigt diese Varianten, indem er die einzelnen Kapitel pointiert mit einem Stichwort

belegt. „Rezeption“ kann als ästhetische Positionierung heißen: Gedächtnis, Skepsis,

Respekt oder sogar Usurpierung. „Rezeption“ kann in der Anverwandlung kompositorischer

Mittel bedeuten: Anleihen an spezifische Muster, Überbietung der artistischen

Momente, Weitertreiben des Sprachcharakters, Forcierung einzelner Verfahren, z.B.

der Chromatik. In Summa: die allseitige Faszination von der Dauerhaftigkeit eines

OEuvres, das alle Umbrüche schon Jahrhunderte lang schadlos zu überstehen vermag.

Karl-Ernst Went

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