Das Haydn-Lexikon. Mit über 100 Abbildungen und Notenbeispielen sowie einem Werkverzeichnis und einer Chronik. / Hrsg. von Armin Raab, Christine Siegert und Wolfram Steinbeck. – Laaber: Laaber, 2010. – 936 S.: Abb., Notenbsp.
ISBN 978-3-89007-557-0 : € 188,00 (geb.)
Nachdem Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Wagner jeweils mit einem ähnlich schwergewichtigen Band bedacht worden sind, ist innerhalb der Verlagsreihe mit Komponistenlexika nunmehr ein sechster zu Joseph Haydn (1732-1809) erschienen. Ein weiteres Mal wird damit der Anspruch erhoben, „das Wissen über den Komponisten enzyklopädisch zu bündeln“ (Vorwort), wobei man das einmal eingeführte Konzept dieser Publikationen beibehalten hat: In einem Alphabet sind Beiträge zu den verschiedenartigsten Themen unter Stichwörtern zusammengefasst; außerdem wurden hier noch zahlreiche Namen von Persönlichkeiten aus dem Umfeld Haydns und aus dessen Wirkungsgeschichte eingereiht – zeitgenössische Komponisten, Musiker und Sänger sowie weitere Zeitzeugen, die wichtigsten Verleger (sowohl unter dem jeweiligen Namen als auch unter dem Stichwort „Verleger“ in einem zusammenfassenden Artikel), aber auch Wirkungsorte, die Beinamen der Instrumentalwerke und Einzelartikel über Opern und Oratorien (jeweils unter den Titeln) oder zu ganzen Werkgruppen („Kanon“, „Messen“, „Sinfonien“ usw.), die wichtigsten Haydn-Forscher sowie eine kaum überblickbare Anzahl weiterer Gegenstände (darunter „Ästhetik“, „Ikonographie“, „Kompositionsprozess“ oder „Rezeption“). Die insgesamt sehr informativen, je nach Wichtigkeit des betreffenden Forschungsobjekts unterschiedlich umfangreich ausfallenden Beiträge sind zwar durch unzählige Querverweise miteinander vernetzt, und zwischen den Artikeln sind gelegentlich weitere Stichworte eingefügt (etwa „Authentizität“), die zu anderen Abhandlungen führen (in diesem Fall „Echtheit“).
Doch genau hier liegt die planerische Schwäche der Reihe: Der Informationsreichtum wird gleichsam unter Wert verkauft, und die gesamte Fülle wäre mithilfe eines Registers viel umfassender nutzbar – doch dieses fehlt, und man vergibt so die Möglichkeit einer rationelleren Handhabung. Wie vielfältig indessen das Angebot des Lexikons ist, lässt sich eigentlich erst beim unsystematischen Schmökern feststellen, und immer wieder wird man überrascht an einem unerwarteten, mitunter auch kuriosen Begriff hängen bleiben (etwa bei „Papagei“, in dem auf den Vogel aus Haydns Nachlass eingegangen wird). Während der Band mit erfreulich vielen Abbildungen ausgestattet ist, hätte man bei der Anzahl der Notenbeispiele etwas großzügiger sein dürfen. Dass er sich für den Handapparat einer Fachbibliothek indessen bestens eignet, kann gleichwohl nicht bezweifelt werden.
Georg Günther
Stuttgart, 03.09.2011