Hope, Daniel: Wann darf ich klatschen? Ein Wegweiser für Konzertgänger / In Zusammenarb. mit Wolfgang Knauer. – Reinbek: Rowohlt, 2009. – 253 S.: Ill.
ISBN 978-3-498-00665-5 : € 19,90 (geb.)
Daß das Publikum der traditionellen Konzertformen immer älter wird und eines Tages aussterben wird, ist kein Geheimnis mehr. Daß sie schon seit beinahe vier Jahrzehnten zu den jüngeren Konzertbesucherinnen gehört, stimmt die Rez. bereits seit vielen Jahren nachdenklich. Seit einiger Zeit denken auch andere laut darüber nach. 2004 fragte Christiane Tewinkel aus der Sicht einer Konzertbesucherin: Bin ich normal, wenn ich mich im Konzert langweile? (s. Rez. FM 28 (2007/1). Einer ähnlichen Fragestellung gehen jetzt, jedoch aus dem Blickwinkel des Musikers, der südafrikanische Geiger und Buchautor (Familienstücke, s. Rez. FM 2007/4) Daniel Hope (*1974) und sein Co-Autor Wolfgang Knauer nach. Sie beschäftigt die Frage, ob es in zwanzig Jahren noch klassische Konzerte geben wird. Mit ausschlaggebend für dieses Buch war zudem die Behauptung Larrys, eines Taxifahrers in San Francisco, der Hope und sein Instrument chauffierte, klassische Musik sei „rich people‘s music“. Mit seinem Wegweiser will Hope bisherigen Nicht-Konzertgängern die Schwellenangst vor dem Besuch eines Konzertsaals nehmen. Nach einer Einleitung und einem Schnellkurs in Musikgeschichte sind die folgenden Abschnitte des Buches wie ein Konzertbesuch bzw. ein Konzertablauf aufgebaut, vom Kauf der Karten an der Abendkasse bis zum Applaus. Viele Fragen werden beantwortet: Muß ich im Sonntagsstaat ins Konzert, wo kauft man die Karten,welche großen Konzertsäle gibt es, berühmte Dirigenten, Instrumente(nfamilien), Musikausbildung, und nicht zuletzt: Wann darf ich klatschen? Das alles erzählt Hope, immer wieder durchsetzt mit Begebenheiten aus seinem Leben; eine kurzweilige und dennoch lehrreiche Lektüre, die zudem gelegentlich von Christina Thräns witzigen Zeichnungen aufgelockert wird.
Am Schluß wird die Sache rund: Larry hat einen Flug nach Europa gewonnen und trifft sich mit Daniel in Berlin. Gemeinsam besuchen sie am 23. Mai 2009 eine Open Air-Darbietung am Brandenburger Tor, wo Daniel Barenboim mit der Staatskapelle Berlin anläßlich des 60. Geburtstags der Bundesrepublik Deutschland Beethovens Neunte aufführt. Larry ist begeistert und fällt in den tosenden Applaus der Zuschauer nach dem ersten Satz ein; womit die Titelfrage beantwortet wäre. Der vergnügliche und lehrreiche Blick hinter die Kulissen des klassischen Konzertbetriebs ist sowohl für private als auch andere Musikbibliotheken bestens geeignet.
Jutta Lambrecht
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 182