Schnack, Gerd: Burnout, Prüfungsstress, Lampenfieber. Gesundheitsrituale für Musiker. – Kassel: Bosse, 2015. – 164 S.: 68 s/w-Abb.
ISBN 978-3-7649-2459-1 : € 19,95 (kart.; auch als E-book)
Es schmerzt beim Geigespielen in der Hand, Schulter oder im Rücken? Dazu kommt ein nervöses Unbehagen, das sich bevorzugt vor Auftritten einstellt? Sehnenscheidenentzüngungen, Rückenschmerzen oder Lampenfieber sind für viele Berufsmusiker keine Fremdwörter. Zum Glück gibt es da seit geraumer Zeit eine medizinische Fachrichtung, die sich vermehrt und mit Erfolg dieser Wehwehchen annimmt und deren Prävention als Schwerpunkt hat: Die Musikermedizin. Um Vorbeugung von Musikerkrankheiten soll es auch in diesem Buch gehen.
Prof. Dr. med. Gerd Schnack ist Facharzt für Chirurgie, Unfallmedizin und Sportmedizin und unterrichtet Musikmedizin an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Dort entwickelte er musikmedizinische Präventionsstrategien und hielt entsprechende Seminare bei zahlreichen Orchestern. Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventivmedizin und Präventionsmanagement sowie als Autor zahlreicher Sach- und Fachbücher im Bereich der Prävention weiß er genau, wovon er schreibt und lässt seine langjährigen Erkenntnisse aus anderen Bereichen in dieses Buch einfließen. Der Schlüssel zur Gesundheit sind einfache Entspannungstechniken, die ein Musiker in seinen Alltag einbauen und damit schnelle Abhilfe bei Krankheiten, Stress, Prüfungsangst oder gar Burnout schaffen kann. Roter Faden im Buch sind Rituale: Kurz und leicht umsetzbare Entspannungsepisoden mit hohem Erinnerungswert, die sogar Glückshormone freisetzen sollen. Denn Glückshormone und positives Denken fördern die Gesundheit.
Die höchste Wirkung gegen Stress und Burnout hat laut Prof. Schnack die Meditation. Eine schnelle Tiefenentspannung erreiche man durch eine spezielle Form der Vagus-Meditation, die in der Publikation eine zentrale Rolle einnimmt. Das Neue daran: Diese Form der Meditation wirkt in Windeseile, z. B. vor Prüfungssituationen oder Auftritten, und sorgt für einen wirksamen Cool-Down. Das Lampenfieber-Ritual könne Solisten im Orchestergraben, so Prof. Schnack, sogar kurz vor ihrem Solopart noch in Sekunden das Lampenfieber nehmen. Als längerfristige Maßnahme bietet er hingegen Bewegungsrituale an, die der geplagte Musiker ständig in seinen Alltag einbauen soll. Diese gesundheitsfördernden Übungen tragen bildreiche Namen, wie Hängebrückenritual, Storchenbein-Ritual oder Elefantenrüssel-Ritual – letzteres ist besonders für Querflötisten geeignet. Überhaupt sind die Übungen auf spezielle Musikerguppen zugeschnitten, wodurch sich (fast) jeder Musiker in ihnen wiederfinden wird. Die Übungen können auch gegen die unter Musikern nicht selten anzutreffende Berufskrankheit RSI (Repetitive Strain Injury) helfen. RSI wird durch monotone Belastungen in empfindlichen Sehnen ausgelöst, also sind Musiker hierfür geradezu prädestiniert.
Um gesundheitlichen Problemen Herr zu werden, schöpft Autor Schnack aus unterschiedlichsten Quellen, z. B. aus den Religionen des fernen Ostens, und nimmt Mantras – typische Klangbilder in ständiger Wiederholung – zum Vorbild, ebenso setzt er Atem-Übungen ein, die auch in der Sangeskunst üblich sind. Die Königsdisziplin im Ausdauertraining ist für den Präventionsexperten Schnack das Tanzjogging auf einem Minitrampolin. Das ersetzt sogar das Fitnessstudio.
Kurzum: Burnout, Prüfungsstress, Lampenfieber von Gerd Schnack bietet Sofort- und Langzeit-Hilfen für Musiker gegen Krankheit, Stress und Burnout. Das Buch zeigt anschaulich mit vielen grafischen Darstellungen einfache Übungen mit Memory-Effekt, die den Lebensstil auf Dauer ändern können. Hauptanliegen ist, das Bewusstsein des Musikers für seinen extrem belasteten Körper zu schärfen und Präventionsstrategien anzubieten, um möglichst ohne fremde Hilfe oder Medikamente auskommen zu können. So lernt der gestresste Musiker – wenn er sich auch auf Dauer darauf einlässt – wieder optimal in Balance zu kommen.
Einen guten Einblick in die Thematik erhält man durch dieses Video.
Rebecca Berg
Frankfurt am Main, 24. Mai 2015