Wackerbauer, Michael: Die Musikinstrumente im Historischen Museum der Stadt Regensburg. Katalog. – Regensburg: Universitätsverlag, 2009. – 303 S.: zahlr. Fotos u. Abb. (Regensburger Studien und Quellen zur Kulturgeschichte ; 18)
ISBN 978-3-86845-029-3 : € 49,90 (geb.)
Die kulturelle Bedeutung einer 2.000-jährigen Stadt bemisst sich gewiss auch an ihrer kunsthandwerklichen Schöpfungskraft. Dies bestätigt neuerdings der Katalogband zu sämtlichen in den städtischen Sammlungen befindlichen Musikinstrumenten – von einer Syrinx-Flöte aus der Römerzeit bis hin zu mechanischen Instrumenten des frühen 20. Jahrhunderts – zumeist von Instrumentenbauern aus Regensburg, Stadtamhof, auch dem weiteren süddeutsch-österreichisch-böhmischen Umfeld. Freilich handelt es sich dabei vorwiegend um Instrumente des 19. Jahrhunderts. Darunter finden sich so bedeutende Namen wie J.N. Mälzel (*1772, Regensburg) mit s/einem Metronom (1815, Paris), die Klavierbauerdynastie Späth & Schmahl (2 Hammerflügel, 1813–15, Clavichord), die Geigenbauerfamilie Buchstetter (3 Streichinstrumente, 1760er), von deren Geigen bereits Louis Spohr schwärmte, oder die Familie Kerschensteiner mit ihrer einflussreichen Violinen-, Zither- (bspw. die 3 Arion-Harfenzithern) und Gitarrenproduktion.
Erfasst wurden alle bis dato aufzufindenden 26 Streich- (Geigenfamilie inkl. Viola d´amore, Pochette, Tromba, Streichzither, Drehleier), 45 Zupf- (Harfe, Laute, überwiegend Gitarren u. Zithern), 18 Tasten- (Tangentenflügel von ca. 1800, Glasplattenklavier, 4 Hammerflügel, Cembalo, 2 Clavichorde, 4 Orgeln, Tastenxylophon, Harmonium, Harmonika), 15 Schlag- (Trommeln, Kesselpauken, Tambourin), 12 mechanische Instrumente (Spieluhren u. -dosen, Flöten- u. Glockenspiele, Vogelorgel, Orchestrion) sowie manch Zubehör. Leider ist und wurde die überwiegende Zahl der „Exponate“ dieses wertvollen Sammelgebiets noch nie/nicht mehr ausgestellt.
Es liegt hiermit nun ein richtungsweisend ausgestatteter Inventarband samt bestmöglich aufbereiteter Einführung (40 S.) im handlichen B5-Format vor, der jedem Instrument 1–2 Seiten mit Inv.-Nr., genauer Beschreibung, Maßen, Zustand, Herkunft sowie Quellen und z.T. entlegener Literatur einräumt; zudem vermitteln i. d. R. je zwei qualitätvolle farbige Groß- und Detailansichten (z.B. Einklebezettel) der Sache dienlichsten Eindruck, wie es bisher kaum in vergleichbaren Büchern der Fall war. So manch verborgener Schatz und exotische Rarität dürfte das Herz eines jeden (Nicht‑)Musikers höher schlagen lassen, der sich für Kunst, Instrumentenkunde, Stadtforschung, Kulturgeschichte, früheres Musikleben oder alte Handwerkstechniken fasziniert. Das Unterfangen von Gutzeit couragierter Arbeit wird also – trotz spezieller Ausrichtung – gerade eben aufgrund ausgeprägter Forschungsleistung und attraktiven Layouts einem relativ großen Nutzerkreis gerecht. Für die Anreicherung einer Fachbibliothek ist ein Erwerb allemal Pflicht.
Manfred Sailer
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30 (2009), S. 369f.