Ist Walhalla Wallstreet? Richard Wagners Der Ring des Nibelungen als Kunstwerk über die Rolle des Geldes in der kapitalistischen Gesellschaft, geschaffen zur Entstehungszeit des Kapitals von Karl Marx
Olaf Brühl befragt Dr. Kai Köhler über die musikdramatische Tetralogie im Marx-&-Wagner-Jahr 2013 – mit vielen Musikbeispielen -
Jeder Mai feiert die Geburtstage von Karl Marx und von Richard Wagner. Die beiden bedeutendsten deutschen Köpfe ihrer Zeit waren nicht nur mit Heinrich Heine und Bakunin befreundet, sondern, jeder auf seine Weise, an den revolutionären Bewegungen 1848 beteiligt, Wagner (als Hofoperndirektor) auf den Dresdner Barrikaden – und danach für Jahrzehnte ein polizeilich gesuchter Rebell. Er hatte eine gewisse kritisch-radikale (und anarchistische) Haltung gegen die bürgerliche Gesellschaft eingenommen, doch sein ebenso ex- wie egozentrischer Charakter, seine Existenzsorgen wie auch sein Kunstwille führten ihn – sowohl persönlich, als auch inhaltlich – zu anderen Konsequenzen und Vereinigungen, als den großen Philosophen im Londoner Exil.
Nicht erst der Sozialist George Bernard Shaw war es, der den eminent politisch-weltanschaulichen Charakter von Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen sah und begriff – aber er zuerst referierte dessen Bedeutung in unmittelbarem Bezug zu Marx´ Hauptwerk Das Kapital und setzte beider so unterschiedliche Darstellungen der kapitalistischen Welt, deren Untergang und die Vision einer Zukunft, wie ihr eigenes Verhalten, komparativ in Bezug. – Kein anderer als der Enkel Wagners, Wieland, konstatierte während seiner zweiten, legendären Inszenierung des Ring-Zyklus von 1964 in Bayreuth (unter Karl Böhm und u.a. mit Theo Adam als Wotan):
“Walhall ist Wallstreet.”
Dr. Kai Köhler ist Germanist und Literaturwissenschaftler
Olaf Brühl ist Filmemacher und Opernregisseur
Dienstag, 28. Mai 2013, 18.30 Uhr
im Habbema – der Bühne der Peter-Hacks-Gesellschaft
Berlin / Prenzlauer Berg, Mühlhauser Str. 6 (Tram M2)
Eintritt: 6 Euro / ermäßigt 4 Euro