Celluloid Symphonies. Texts and Contexts in Film Music History / Hrsg. von Julie Hubbert. – Berkeley [u.a.]: University of California Press, 2011. – XIV, 507 S.: Notenbsp., Register.
ISBN 978-0-520-24101-5 : € 60,99 (geb.)
Der von Julie Hubbert zusammengestellte Band versammelt wichtige Dokumente aus der Frühzeit des Films bis in das 21. Jahrhundert und ist durch ein detailliertes Sach- und Personenregister mustergültig erschlossen. In streng chronologischer Anlage, gegliedert nach den zentralen historischen Abschnitten – Stummfilm (1895–1925), früher Tonfilm (1926–1934), Hollywood (1935–1959), Moderne (1960–1977) sowie Postmoderne (1978 bis in die Gegenwart) –, vermittelt Hubbert, die an der University of South Carolina unterrichtet, ein Panorama der mehr als hundertjährigen Geschichte der Filmmusik in Primärtexten.
Das Kapitel zur Musik des Stummfilms beispielsweise umfasst zwar nur zwölf Texte oder Textausschnitte (etwa von Clarence E. Sinn, Edith Lang und George West, George Beynon, Erno Rapee sowie Hugo Riesenfeld); Hubberts Auswahl ermöglicht es aber dem Leser, sich anhand dieser repräsentativen zeitgenössischen Äußerungen ein zutreffendes Bild über die amerikanischen Praktiken und Debatten im Zusammenhang mit der frühen Musik im Kino zu machen. Hinzukommt die Wiedergabe zweier Cue-Sheets (eines mit Noten, eines in Form der Aufstellung der zu verwendenden Musiktitel), die die Absicht der Herausgeberin veranschaulichen, mit ihrer Auswahl auch jeweils das Spektrum der historischen Textsorten und Materialien mitabzubilden.
Spätere Kapitel greifen auf Texte von George Antheil, Leonid Sabaneev, Max Steiner, Erich Wolfgang Korngold, Aaron Copland, Theodor W. Adorno und Hanns Eisler, Louis und Bebe Barron, Ennio Morricone, Elmer Bernstein sowie David Raksin zurück. Die Wahl von Texten dieser Autoren hat häufig den Vorteil, dass der Leser viele der angesprochenen Inhalte mit ihm geläufigen Filmen und ihrer Musik abgleichen kann und zugleich auch sicher sein darf, dass der Band die wesentlichen Diskurse zu den zentralen ästhetischen, sozialen und technischen Problemen der Filmmusikgeschichte – wiewohl aus amerikanischer Perspektive – aufbereitet, nicht zuletzt durch die bewusste Auswahl von Schriften, in denen sich die Hauptargumente kreuzen oder sich die wesentlichen Standpunkte einer Kontroverse spiegeln.
Das letzte Kapitel, das sich der Zeit von 1978 bis in die Gegenwart zuwendet und die Komponisten John Williams, Danny Elfman sowie Howard Shore zu Wort kommen lässt, zeigt nicht nur die Vielfalt der ästhetischen Zielsetzungen und die unterschiedlichen Herangehensweisen in der Komposition von Filmmusik, sondern dokumentiert auch die Auseinandersetzungen um die verstärkte Einbeziehung elektronischer Instrumente sowie von populären Musikgenres. Die ausführlichen und kenntnisreichen Einleitungen der Herausgeberin zu den einzelnen historischen Abschnitten erläutern jeweils die Textdokumente in ihrem Kontext und lassen sich zugleich als Kapitel einer Geschichte der Filmmusik lesen.
Markus Bandur
Berlin, 16.10.2012