Robert und Clara Schumann: Briefwechsel mit Leipziger Verlegern III: Friese, Hofmeister, Peters, Siegel / Hrsg. von Petra Diesner, Irmgard Knechtges-Obrecht und Thomas Synofzik. – Köln: Dohr, 2008. – 442 S. (Schumann Briefedition, Serie III Verlegerbriefwechsel ; 3)
ISBN 978-3-86846-037-7 : € 59,80 (geb.)
Robert und Clara Schumann: Briefwechsel mit Verlagen in West- und Süddeutschland / Hrsg. von Hrosvith Dahmen und Thomas Synofzik. – Köln: Dohr, 2008. - 528 S. (Schumann Briefedition, Serie III Verlegerbriefwechsel ; 5)
ISBN 978-3-86846-039-1 : € 69,80 (geb.)
Eine Jahrhundertedition ist anzuzeigen, deren Gewicht bei der zentralen Stellung, die das Ehepaar Schumann im deutschen Musikleben innehatte, wohl kaum noch begründet zu werden braucht. Man sollte sie in allen historisch und wissenschaftlich orientierten deutschen Musikbibliotheken finden können. Die Briefe der Schumanns und ihrer Partner stammen aus einer Zeit, in der Briefe noch “die einzelnen Belege der grosen Lebensrechnung [waren], wovon Taten und Schriften die vollen Hauptsummen darstelleng”, wie Goethe anläßlich der Veröffentlichung von Winckelmanns Briefen 1804 schrieb. Und in der man sie auch als solche künftige Belege schrieb.
Umfang und Gliederung der Ausgabe sind schon jetzt zu loben. Der Briefwechsel umfaßt drei Serien: 1. Familienbriefwechsel, darunter ist zuerst der Briefwechsel des Braut- und Ehepaars Schumann/Wieck zu verstehen, aber u.a. auch jene Briefe, die Clara Schumann (1819-896) mit ihren Kindern, besonders mit Eugenie Schumann tauschte. 2. Freundes- und Künstlerbriefwechsel, darunter mit so bedeutenden Adressaten wie Mendelssohn, Brahms und Joseph Joachim. Der Briefwechsel mit den Mendelssohns wird noch in diesem Jahr erscheinen – passend zum kommenden Mendelssohn-Jahr, während in der ersten Phase der Publikation bis 2010 zunächst die achtbändige dritte Serie komplettiert werden soll, die den Briefwechsel mit Verlegern umfaßt. Das gesamte geplante Projekt soll bis 2017 beendet sein.
Es wird vom Robert-Schumann-Haus Zwickau und dem Institut für Musikwissenschaft der Hochschule fur Musik Carl Maria von Weber Dresden herausgegeben und kann sich auf umfangreiche Vorarbeiten der Robert-Schumann-Forschungsstelle Düsseldorf stützen. Schumann selbst führte ein Verzeichnis der aus- und eingehenden Briefe und veröffentlichte in der von ihm 1834-44 herausgegebenen Neuen Zeitschrift für Musik sogenannte Geschäftsnotizen, in denen die bestehenden Kontakte zu Verlegern öffentlich bestätigt wurden. Die Originale der “Schumann-Correspondenz” (ca. 5.500 Briefe) liegen unter diesem Titel in der Biblioteka Jagiellonska in Krakau. Die von der Editionsleitung (Michael Heinemann und Thomas Synofzik) der dritten Serie, der Verlegerbriefe, entwickelten Editionsprinzipien sind gut durchdacht und einleuchtend und beziehen sich auf die von der Arbeitsgemeinschaft fur Musikerbriefe innerhalb der Fachgruppe Freie Forschungsinstitute in der Gesellschaft für Musikforschung erstellten Richtlinien-Empfehlungen von 1997.
Ein besonderes Plus dieser Edition ist die Tatsache, das es sich hierbei wirklich um Briefwechsel handelt, d.h. nicht nur einseitig um die Briefe der Schumanns, sondern wirklich um den Dialog mit den Briefpartnern, aus dessen Hin und Her erst der echte Sachverhalt und oft auch der Witz der Sache hervorgehen kann. Daher die starke Aufteilung der Bände in Einzelkorrespondenzen, was aber äußerst sinnvoll ist. Im Band 5 korrespondiert das Ehepaar Schumann zwischen 1834 und 1853 mit insgesamt 38 Verlagen in West- und Süddeutschland. Der Briefwechsel mit den bevorzugten und zentralen Leipziger Verlegern, die das gesamte deutsche Musikleben mit Musikalien versorgten, umfaßt vier Bände, von denen je einer den bedeutenden Verlegern Gebrüder Härtel und Friedrich Whistling vorbehalten sein wird. Der jetzt als erster erschienene 3. Band aus dieser Untergruppe gibt die Briefwechsel mit Robert Friese, Friedrich Hofmeister, C. F. Peters und Carl Siegel wieder, die einen Zeitraum von 1832 bis 1855 umfassen.
In diesen Briefen geht es um zweierlei. Erstens bemühen sich die Verleger bei dem Redakteur Schumann um Rezensionen der bei ihnen verlegten Musikalien. Zweitens bieten Clara und Robert Schumann ihre Kompositionen zur Inverlagnahme an. Wie es sich von selbst versteht, geht es dabei viel um geschäftliche Dinge, die zum Teil sehr amüsant aufbereitet sind, aber hin und wieder fallen auch interessante Bemerkungen über Musik und einzelne Kompositionen, die nicht nur für die Schumann-Forschung interessant sein durften, sondern gerade ein breites Panorama der damaligen Musikproduktion eröffnen. Die Briefwiedergabe folgt den Autographen, und der textkritische Apparat ist vorzüglich. Zu jedem der Verleger haben die jeweiligen im Kopf dieser Rezension genannten Bandherausgeber(innen) ein Porträt beigesteuert. Jeder Brief wird an Ort und Stelle nach Überlieferungslage beschrieben und inhaltlich kommentiert. Jedem Band sind ein beschreibendes Personenregister und ein Verzeichnis der im Band erwähnten Kompositionen von Clara und Robert Schumann beigegeben. Man kann den Institutionen und Personen, die diese längst überfällige Briefedition nun herausgeben, sowie dem sie verlegenden Verleger nur gratulieren. Alle Bände sind gut und haltbar ausgestattet: Leinen, Fadenheftung, Lesebändchen. Bei Subskription der gesamten Schumann-Edition, wozu der Rezensent dringend rät, gewährt der Verlag einen Preisnachlaß von 10 bis 15 Prozent pro Band, bei der Subskription nur einer Serie einen Preisnachlaß von 5 bis 7 Prozent, womit der Verleger, wie es Robert Friese, der Verleger der Neuen Zeitschrift für Musik, stets für sich in Anspruch nahm, eine jedem Sachverständigen einleuchtende Kalkulation vorgenommen haben dürfte.
Peter Sühring
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 29 (2008), S. 352f.