Buslau, Oliver: Schatten über Sanssouci. Historischer Kriminalroman - Köln: Emons, 2011. – 416 S.
ISBN 978-3-89705-854-5 : € 11,90 (brosch.)
Kurz vor dem 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen am 24. Januar 2012 veröffentlichte Oliver Buslau einen historischen Kriminalroman, der eine fiktive Intrige am Hofe zu Potsdam mit zahlreichen geschichtlichen Fakten gekonnt verbindet. Einleitend erzählt der Prolog, datiert mit dem 7. Mai 1747, vom Besuch Johann Sebastian Bachs in Potsdam und dem berühmten Thema des „Musikalischen Opfers“, dessen 21 Noten der Lakai Andreas aus alter Gewohnheit mitzählte. Die spannende Handlung spielt in Potsdam und Berlin im Jahre 1748.
Johann Joachim Quantz (1697-1773), Komponist, Kammermusiker und Flötenlehrer von Friedrich dem Großen (1712-1786), führt zum Zeitpunkt des Geschehens ein erfolgreiches und weitgehend zufriedenes Leben. In seiner herausragenden Position genießt er einige Privilegien, wie etwa eine besonders gute Bezahlung und manche Sonderrechte, die auch Neider hervorrufen. Die Probleme beginnen, als Noten des Königs gestohlen werden und der Lakai Andreas verschwindet. Die Drahtzieher der Intrige lenken geschickt den Verdacht auf Quantz, der zunehmend verunsichert wird und dem in seiner Not auch keine neuen Melodien mehr einfallen wollen. Durch die Flucht von Soldaten der Leibgarde, die im Hause von Quantz in der Garnisonsstadt Potsdam untergebracht waren, gerät Quantz weiter in Bedrängnis, er bekommt lediglich von seiner Magd Sophie und dem exzentrischen französischen Philosophen, Arzt, Schriftsteller und Kammerherrn des Königs Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) Unterstützung und Zuspruch.
Die Hauptmotive der Verschwörer sind politischer Ehrgeiz, Macht- und Geldgier sowie Vergeltung für großes persönliches Leid.
Oliver Buslau vermittelt interessante Eindrücke vom Leben in Potsdam und Berlin, erzählt von den Funktionen der Zoll- und Akzisemauer und der Bestrafung durch das sog. Spießrutenlaufen. Vielfältig waren die Aufgaben nicht nur von Johann Joachim Quantz, sondern auch von den Musikern der preußischen Hofkapelle, wie etwa Carl Philipp Emanuel Bach, Franz Benda, Ignaz Mara, Johann Gottlieb Graun und Christoph Nichelmann. Anna Amalia von Preußen (1723-1787), die musikalisch begabte jüngste Schwester des preußischen Königs, war besonders an der Kunst des Kontrapunkts interessiert.
Die Chiffrierung von Dokumenten und die ebenfalls historisch verbürgte Technik der Textverschlüsselung (vgl. S. 409) werden immer wieder als geheimnisvolle Elemente in den Verlauf des Geschehens, in dem fünf Menschen ermordet werden, eingeblendet.
Als die Wahrheit endlich ans Licht kommt, wird Quantz vollständig rehabilitiert.
Oliver Buslau, der in Köln und Wien Musikwissenschaft und Germanistik studierte, erwähnt am Ende des Buches die historisch verbürgten Personen mit den wichtigsten Informationen und nennt nach der Danksagung seine fachlichen Quellen, die zwischen 1960 und 2010 erschienen sind.
Unterhaltsam, inhaltlich korrekt, spannend, kurzum: eine lohnende Lektüre für Leser, die nicht nur unterhalten, sondern auch noch einiges über das Leben in Potsdam und Berlin und die Musik in der Mitte des 18. Jahrhunderts erfahren werden.
Susanne Staral
Berlin, 16.04.2012