Die Oper kocht. Weltstars am Herd: Die Lieblingsrezepte großer Stimmen / Hrsg. von Evelyn Rillé und Johannes Ifkovits. 2. Aufl. – Perchtoldsdorf: Opera Rifko Verlag, 2010. – 278 S.: über 600 Farbfotos und 64 s/w-Abb.
ISBN 978-3-9502956-0-3 : € 29,80 (geb.)
Die Oper ist international! Sängerinnen und Sänger aus aller Herren Länder treffen sich auf den Bühnen dieser Welt, um die trockene Realität mit phantasievollen Sahnehäubchen zu überzuckern. Doch ein nicht unwesentlicher Haken an der Sache besteht seit jeher: selbst die rauschendsten Bühnenfeste wie die exzessiven Schwelgereien etwa eines Don Giovanni hinterlassen beim Publikum – leider – ein leeres Gefühl im Magen, einmal abgesehen von meist drögem Pausensekt und -häppchen. Diesem Manko hat nun das Wiener Verlegerpaar Evelyn Rillé und Johannes Ifkovits abgeholfen: Wenn schon die Oper auf der Bühne zwar schöne Musik, aber doch eben nur virtuelle Abendessen bieten kann, dann – so dachten die beiden – holen wir die virtuosen Weltstars einfach in die Küche und befragen sie nach ihren Lieblingsrezepten. Nicht weniger als 64 goldene Kehlen folgten der Einladung, ihre Rezepte beizusteuern (handschriftliche Anleitungen, jeweils in der Muttersprache der aus insgesamt 26 Ländern stammenden Sänger, sind faksimiliert abgebildet). Entstanden ist ein prächtig bebildertes Kochbuch, das die Internationalität der Oper auch kulinarisch dokumentiert.
Beim Lesen wird rasch klar, dass die Opernstars sich in mehrere Fraktionen einteilen lassen: Da sind die hedonistischen Genießer und bekennenden Schokoholics (eine wahre Fülle von extravaganten Schokoladendesserts kann dies belegen), daneben natürlich die Liebhaber traditioneller Hausmannskost (hier warten zum Nachkochen aus Großmutters Rezeptbuch jede Menge internationaler Spezialitäten). Und dann ist da noch die – zugegebenermaßen kleine – Fraktion der Figurbewussten mit einem Hang zu healthy food, in deren Kühlschrank vor allem eines zu finden ist: Licht!
Nicht nur die Rezepte sind spannend zu lesen, sondern auch die kurzen autobiographischen Erzählungen der Stars über ihren Bezug zum Kochen und Essen sowie die aufgeführten Wunschgäste für ein special dinner (natürlich Familie und Freunde, doch überraschend oft erscheinen hier auch Komponistennamen wie Mozart, Berlioz, Verdi, Wagner und Richard Strauss, mit denen so mancher Interpret sein ganz eigenes Hühnchen zu rupfen hätte…). Wie die Rubrik „Making of“ am Ende des Bandes (S. 264ff.) belegt, hatten alle am Buch Beteiligten sichtlich viel Spaß in der Küche, und dieser springt beim Lesen, Schauen und natürlich Nachkochen der teilweise abenteuerlichen Rezepte durchaus über – jedoch sollten Sie vorher unbedingt die Waage wegwerfen, um das Vergnügen nicht zu trüben.
Kurz gesagt: Dieses Buch gehört in den Bücherschrank eines jeden Opernfans und Liebhabers von gutem Essen, und auch wer nach Ideen für ein passendes Geschenk für einen musikinteressierten Genussmenschen sucht, ist hier bestens aufgehoben.
Stefanie Steiner
Karlsruhe, 01.09.2011