Sakai, Winfried: Transformationen der Musikkultur. Musikkultureller Unterricht in der Postmoderne. – Marburg: Tectum, 2013. – 422 S.
ISBN 978-3-8288-3283-1 : € 29,95 (kart.)
„Wie können die Musiklernenden mit den Fragen umgehen, die vor dem Hintergrund divergierender Musikkulturen in einer globalisierten Welt entstehen?“ Dieser Frage geht der Musiksoziologe, Grundschullehrer und Opernsänger Winfried Sakai aus verschiedenen Perspektiven nach und greift dabei auf diverse kultursoziologische, medienpädagogische und erziehungswissenschaftliche Ansätze und Theorien zurück.
Der klare vierteilige Aufbau der Schrift verdeutlicht die Schwerpunktsetzung des Autors: So legt Sakai den Fokus auf die Legitimation der schulischen Musikerziehung, die in Auswahl und Behandlung ihrer Lerninhalte die gegenwärtig gelebten Musikkulturen nicht weiter ignorieren darf und diesbezüglich revidiert werden muss. Dementsprechend schafft er in den ersten drei Teilen seiner Untersuchung die argumentative Basis für die abschließend erfolgende konzeptionelle Darstellung eines musikkulturellen Unterrichtsmodells im vierten Teil. Vorher jedoch beleuchtet und reflektiert Sakai aus kultursoziologischer und medienpädagogischer Perspektive jeweils unterschiedliche Facetten der aktuellen schulischen Musikerziehung im Zusammenhang mit den sich parallel vollziehenden musikkulturellen Transformationen und der zunehmenden gesellschaftlichen Mediatisierung und lässt in seiner Argumentation die ihm vorschwebenden Ziele eines musikkulturellen Unterrichts deutlich hervortreten. Insbesondere seine Forderung nach fester Verankerung einer kritisch-reflexiven Medienpädagogik im Lehrplan der allgemeinbildenden Schule sowie die hiermit einhergehende Erweiterung musikbezogener Handlungsmöglichkeiten auf den Bereich der Medienarbeit (z. B. Musik hören, Musik bearbeiten, Musik posten, Musik kommentieren, Musik neu schöpfen, Musikkultur kritisch betrachten) bieten sinnvolle Anstöße für eine Revision schulischer Musikpädagogik.
Mit der Begründung, dass es ihm vor allem um die Begründung eines mediatischen musikkulturellen Unterrichtes geht, beschränkt sich Sakai im letzten Teil auf Überlegungen zu diesbezüglichen konzeptionellen Rahmenbedingungen und Zielen und überlässt Ausarbeitung und Umsetzung eines solchen Unterrichts den in der Schulpraxis tätigen Musikpädagogen. Als oberste Ziele hält er u. a. die reflexiv-kritische Auseinandersetzung mit Musikkultur sowie den hiermit verbundenen Aushandlungsprozess über Musikinhalte fest.
Bei der Lektüre positiv hervorzuheben sind Sakais kurze Einführungen in die jeweils von ihm erläuterten Theorien bedeutender Kultursoziologen wie z. B. Scott Lash, Jan van Dijk und Manuel Castells, durch die der Leser schnell einen Einblick in die einzelnen Argumentationsstrukturen bekommt. Auch die eingefügten Abbildungen tragen zum Gesamtverständnis bei, wenngleich sie insgesamt etwas nüchtern ausfallen und hier eine leserfreundlichere Hervorhebung gezielter Aspekte wünschenswert wäre.
Auch wenn Sakai auf die eingangs formulierte Frage keine konkreten Antworten formuliert, so geben seine abschließenden Thesen sowie seine im Fließtext geäußerten Überlegungen wichtige Denkanstöße, die nicht nur die Dringlichkeit einer Revision der schulischen Musikpädagogik unterstreichen, sondern auch zum Weiterentwickeln seiner Ideen einladen. So bleibt zu wünschen, dass sich die Musikpädagogik zutraut, alte Denkmuster und Lehrtraditionen im Sinne Sakais kritisch zu betrachten und für neue, zeitgemäße Vermittlungswege und Inhalte zu öffnen.
Annette Ziegenmeyer
Ahrensburg, 28.02.2014