Neumahr, Uwe: Georg Friedrich Händel. Ein abenteuerliches Leben im Barock. München [u.a.]: Piper, 2009. – 396 S.: s/w- u. Farb-Abb.
ISBN 978-3-492-05051-7 : € 22,95 (geb.)
„Händel tut einfach gut.“ Davon ist der Autor Uwe Neumahr überzeugt und deshalb hat er dieses Buch geschrieben. Als begeisterter Händel-Liebhaber hat sich der ausgebildete Geiger und Musikwissenschaftler, der heute als Literaturagent arbeitet, zum Ziel gesetzt, möglichst vielen Menschen den Komponisten Georg Friedrich Händel ein Stück näher zu bringen. Mit großem persönlichem Ehrgeiz beschreibt er anhand der heutigen Quellenlage Händels Leben in Romanform. Das vorliegende Buch ist „ein historisches – auf strenger Literatur- und Notenrecherche basierendes – mit fiktionalen Elementen. Dabei bleiben die romanhaften Passagen im Bereich des Denkbaren; die Umstände sind nach wissenschaftlichen Quellen ausgerichtet und die Handlungsszenarien so getreu wie möglich arrangiert. […] Vielleicht ist ja gerade das Zusammenspiel von Objektivem mit Subjektivem der biografischen Wahrheit am förderlichsten“, schreibt Uwe Neumahr im Vorwort. Welche Passagen hinzugedichtet sind, kann der Leser erahnen, denn das quellengestützte Berichten wird immer wieder durch lebendige Passagen, beispielsweise durch Unterhaltungen aufgelockert. Stellenweise ist die Erzählung so lebendig, als liefe ein Film vor dem inneren Auge ab.
In den einzelnen Kapiteln beschäftigt sich Neumahr intensiv mit den unterschiedlichen Lebensstationen Händels: seien es die Lehr- und Wanderjahre in Deutschland und Italien, der Aufenthalt in Hannover oder die erfolgreiche Zeit in London bzw. der Abstecher nach Dublin. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine Reise ins 18. Jahrhundert, versetzt ihn in eine musikalisch und gesellschaftlich spannende Zeit, lässt ihn mit dem Komponisten mitleiden und -jubeln. Neumahrs Stil ist locker gehalten, aber nicht ungenau, und seine eigene Begeisterung für Händel springt auf den Leser über.
Zudem ist das Buch schön aufgemacht, mit sowohl farbigen als auch schwarz-weißen Abbildungen und in angenehmer Schriftgröße gesetzt.
Ein gut 30 Seiten langer Anhang enthält eine übersichtliche Zeittafel, an der alle Fakten nachvollziehbar sind, sowie Anmerkungen und Quellenverweise, eine ausführliche Bibliografie alter und neuer Händel-Literatur und last but not least ein detailliertes Register.
Wenn es des Autors Ziel war, Menschen für Händel zu begeistern, so ist es ihm gelungen: in der Form des historischen Romans, der Händels Leben und die Gesellschaft um ihn herum in Beziehung setzt und in brillanten Farben schillern lässt.
Sagt der Autor, Händels Musik sei bereits zu dessen Lebzeiten als Heilmusik gegen Kopfschmerzen verwendet worden, so könnte dieses Buch eine ähnliche Wirkung haben.
Auch, wenn das Buch nicht ausschließlich wissenschaftlich gehalten ist, sollte es in jeder Musikbibliothek – öffentlich oder wissenschaftlich – stehen, und es eignet sich bestens als Weihnachtsgeschenk für Musikliebhaber, solche, die es werden wollen und für Freunde historischer Romane.
Barbara Wolf
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30, S. 340f.