Fanny Hensel: Tagebücher / Hrsg. von Hans-Günter Klein und Rudolf Elvers. – Wiesbaden [u.a.]: Breitkopf & Härtel, 2002. – 378 S.: Abb.
ISBN 3-7651-0369-9 : € 24,00
Unter den in den letzten Nummern von FM besprochenen Quellenausgaben und Materialien zu Fanny Hensel ist noch die Ausgabe ihres Tagebuchs durch Hans-Günter Klein und Rudolf Elvers nachzutragen. Fanny Hensel hat von 1829 mit nur wenigen Unterbrechungen bis zu ihrem Tode 1847 Tagebuch geführt.
In diesem Band sind die erhaltenen Texte in chronologischer Reihenfolge versammelt; die originalen Tagebücher befinden sich heute im Mendelssohn-Archiv der Staatsbibliothek zu Berlin. Für die ersten Monate des Jahres 1840 sind die Originale Fannys nicht mehr erhalten, deshalb wurden die von Sebastian Hensel nach ihm noch vorliegenden Aufzeichnungen Fannys in Die Familie Mendelssohn abgedruckten Passagen für diese Zeit eingefügt. Da sich jedoch an anderen Auszügen zeigt, daß seine Wiedergaben von Quellenauszügen (die dann auch oft den Weg in die Sekundärliteratur gefunden haben) oft in den Text eingreifen, ist die Herausgabe der ursprünglichen Texte sehr begrüßenswert.
In der Regel notiert Fanny Hensel die Ereignisse und Begegnungen relativ knapp und sachlich, über wichtige familiäre Ereignisse und besonders die Reisen wird aber auch ausführlich berichtet. In den späteren Jahren werden die Aufzeichnungen häufiger als Berichte über größere Zeitabschnitte zusammengefaßt und enthalten auch öfter Bemerkungen zur politischen Lage, bewahren aber durchweg den Charakter privater Erinnerungen. Der Text wird durch den Kommentar (soweit möglich, sind neben den Personen auch die in den Tagebucheintragungen erwähnten Kompositionen und Kunstwerke identifiziert) und das Personenregister sowie ein Verzeichnis der im Text genannten Werken von Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy gut erschlossen; hinzu kommen das Literaturverzeichnis und eine Stammtafel der Familie. Die Tagebuchaufzeichnungen sind sowohl für die Biographie der Komponistin als auch die Rekonstruktion ihrer Kontakte zu anderen Musikern und Künstlern interessant und ergänzen gerade die von denselben Herausgebern unternommene Ausgabe ihrer Briefe gut, so daß mit diesen beiden Bänden die wichtigsten Selbstzeugnisse Fanny Hensels in verläßlichen und gut benutzbaren Ausgaben vorliegen.
Inga Mai Groote
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 27 (2006), S, 289f.