Sabine Henze-Döhring: Friedrich der Große – Musiker und Monarch. – München: Beck, 2012. – 256 S.: 20 s/w-Abb.
ISBN 978-3-406-63055-2 : € 18,95 (geb.; auch als e-book erhältl.)
Gedenktage sind ein willkommener Anlass für neue Publikationen. Sabine Henze-Döhring, seit 1992 Professorin für Musikwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg, verfasste zum 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen (1712-1786) am 24. Januar ein gut lesbares Buch, das in zehn Kapiteln einen informativen Überblick über sein ereignisreiches Leben als „Soldat (Mars) und Musenfürst (Apoll)“ (S. 93) gibt. Sie widerlegt manche vielfach überlieferten Aussagen, wie etwa von Johann Friedrich Reichardt (S. 144) oder zur Entstehung von Florian Gassmanns Opera buffa La contessina (S. 180 und 182). Viel Raum für Spekulationen und Anekdoten bieten sowohl das berühmte Gemälde Das Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci von Adolph Menzel (1850-1852), einen Bildausschnitt zeigt die Umschlagabbildung, als auch der Besuch von Johann Sebastian Bach in Potsdam am 7. und 8. Mai 1747 (S. 95ff bzw. 114ff). Die Autorin erläutert, dass nach den historischen Fakten das Konzert so wie dargestellt nicht stattgefunden haben kann und außerdem Johann Sebastian Bachs Begegnung mit dem König in der Literatur nicht korrekt widergegeben wird.
Als hervorragender Kenner der Musikszene gab Friedrich wichtige Impulse zuerst in Ruppin und Rheinsberg, später in Berlin und Potsdam. Er war als Flötist, Komponist und Musikorganisator erfolgreich. Sein intensives Engagement für Sänger, Sängerinnen und Kastraten unterstützte er immer wieder auch mit Geld aus seinen persönlichen Einnahmen. Friedrich, seit dem 31. Mai 1740 König von Preußen, konnte Ausnahmetalente wie die Kastraten Porporino und Felice Salimbeni wie auch die Sopranistin Giovanna Astrua für seine Hofmusik verpflichten. Am 10. Oktober 1743 wurde das Königliche Opernhaus „Unter den Linden“ in Berlin eröffnet.
Die besonders enge menschliche und künstlerische Bindung Friedrichs zu seiner musikbegabten und kunstsinnigen Schwester Wilhelmine, der späteren Markgräfin von Bayreuth (1709-1758), wird anhand von Briefzitaten, Schilderungen ihres gemeinsamen Musizierens und des kontinuierlichen gedanklichen Austausches lebendig.
Die langjährige, wechselvolle Beziehung zu seinem Flötenlehrer Johann Joachim Quantz wird anschaulich beschrieben und auf die wenig bekannte Bedeutung der Brüder Johann Gottlieb und Carl Heinrich Graun sowie Christoph Schaffrath für Aufbau und Qualität der Hofkapelle hingewiesen (S. 27).
Wie sehr Politik und Musik, über viele Jahre auch Krieg und Musik, das Leben von Friedrich II. bestimmt haben, zeigen beispielhaft die beiden Begegnungen mit Joseph II. in Neiße (1769) und Mährisch-Neustadt (1770). Vielfältig waren seine Bemühungen um den Fortbestand der Dynastie.
Die Anmerkungen sind übersichtlich nach Kapiteln gegliedert, die Zeittafel vermerkt in zwei Spalten sowohl persönliche und politische Ereignisse als auch Friedrichs musikalischen Werdegang und seine diesbezüglichen Aktivitäten. Es folgen die Literaturhinweise, der Nachweis der gut ausgewählten Abbildungen und das Personenregister. Das für einen breiten Leserkreis sehr empfehlenswerte Buch bietet Lesefreude – nicht zuletzt auch wegen des angenehmen Schriftbilds – und wissenschaftlichen Gewinn.
Susanne Staral
Berlin, 13.03.2012