John Caps: Henry Mancini. Reinventing Film Music [Markus Bandur]

Caps, John: Henry Mancini. Reinventing Film Music. – Urbana [u.a.]: University of Illinois Press, 2012. – 278 S.: s/w-Abb. (Music in American Life)
ISBN 978-0-252-03673-6 : $ 29,95 (geb.) [in engl. Sprache]

Der Untertitel von John Caps’ Buch über den Komponisten Henry Mancini – Reinventing Film Music – spielt auf dessen bedeutende Rolle bei der Neuausrichtung der Filmmusik um 1960 an. Tatsächlich gelang es Mancini mit der Musik zu Filmen wie Touch of Evil (Orson Welles, 1958), Breakfast at Tiffany’s (Blake Edwards, 1962), Hatari! (Howard Hanks, 1962) und The Pink Panther (Edwards, 1963), die Stilmerkmale des damaligen Big-Band-Jazz mit dem Gestus der Pop-Musik zu verschmelzen. Damit setzte er dem symphonischen Habitus der Filmmusik der vorangegangenen Jahrzehnte einen zeitgemäßen und gerade für ein jüngeres Kinopublikum attraktiven Sound entgegen.
Zugleich eignete sich Mancinis Filmmusik ideal, die aufkommenden Narrationen der coolen, modernen und urbanen Detektivgeschichte wie auch der ironisch angehauchten Parodien des Melodrams musikalisch zu begleiten und zu charakterisieren. Die unterkühlten, pathosfreien und pointenreichen Stories des städtischen Milieus, wie sie insbesondere der mit Mancini befreundete Blake Edwards zu inszenieren wusste, passten ideal zum leicht erkennbaren Mancini-Sound, der bis heute die qualitativ hochwertige Easy Listening-Musik prägt.
Die Biographie dieses 1994 im Alter von 70 Jahren gestorbenen Komponisten, dessen Melodien wie Pink Panther, Days of Wine and Roses und Moon River längst den Status von Evergreens erreicht haben und weitaus bekannter sind als der Name ihres Schöpfers, ist eine spannende Studie über die Mechanismen des Kinos, über die Strategien der Studios und über die Arbeitsweisen im Filmbusiness allgemein. Dabei kommt dem Autor zugute, dass sein Schreibstil weitab von jeglicher akademischen Attitüde bleibt, er sich gleichsam stilistisch an seinem Gegenstand orientiert und so bei aller Lesbarkeit nie ins Ungefähre oder Gespreizte abgleitet. Das Buch verkörpert somit die aus der angloamerikanischen Tradition stammende Form der biographischen Darstellung, die kenntnisreich recherchiert, durch persönliche Gespräche mit lebenden Zeitzeugen angereichert ist und gleichwohl am Leser orientiert bleibt. So hält sich dieses Buch ebenso fern von aller Boulevard-Geschwätzigkeit wie auch von einer übertriebenen Wissenschaftlichkeit. Der Autor weiß, wovon er spricht. Somit sei die Biographie nicht nur den zahlreichen Liebhabern seiner Musik empfohlen, sondern auch allen, die sich mit der Geschichte der Filmmusik in dieser Zeit intensiver befassen wollen. Enthält Bibliographie und Register.

Markus Bandur
Berlin, 20.01.2013

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