Mozart. Experiment Aufklärung im Wien des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

Mozart Experiment EssaysMozart. Experiment Aufklärung im Wien des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Essayband zur Ausstellung in der Albertina, Wien / Hrsg. Da Ponte Institut, Herbert Lachmayer – Ostfildern: Hatje Cantz, 2006 – 887 S. : 201 Abb.
ISBN 3-7757-1689-0 : € 39,80 (geb.)

96 Beiträge von 93 Autoren versammelt auf 887 Seiten der Essayband zu einer Ausstellung in der Wiener Albertina, die der „Wiener Aufklärung“ zu Lebzeiten Mozarts und ihren Wechselwirkungen mit seinem Werk gewidmet ist. Es war das Bestreben des Herausgebers Herbert Lachmayer, eine für den heutigen Stand der Mozartforschung repräsentative Darstellung aller denkbaren Aspekte dieses Themas aus allen Fakultäten, unter Einschluß der Naturwissenschaften, zu bieten. Daß er selbst mit seiner Einleitung zu dieser Sammlung einen der klügsten, aufregendsten und umstürzlerischsten Texte zu Mozart verfaßte, die in letzter Zeit erschienen, konnte nicht verhindern, daß unter den vielen abgedruckten Essays sich auch Beiträge befinden, die verzichtbar sind. Jan Assman wurde in zwei Beiträgen eingeräumt, nach bereits in seinem Zauberflöte-Buch anvisierten Gesichtspunkten (dem der „Pathosformel“ und dem des „Mysterienspiels“) Mozarts letzte Oper pedantisch durchzuvisitieren. Auch ist nicht erfindlich, was ein Beitrag von Rosemarie Burgstaller (einer Co-Kuratorin der Ausstellung) über Mary Wollstonecrafts Theorie der Geschlechtergleichheit (London 1794) in diesem Band verloren hat. Reinhard Kapp entrollt mühselig in dem längsten Beitrag des Bandes einen vergeblichen, unstimmigen Versuch, die fragwürdige Einordnung Mozarts in eine „Wiener Klassik“ (deren Unterschied zur 1. Wiener Schule Wagenseils und Monns der Autor nicht kennt) durch jene in eine „Vorromantik“ zu ersetzen. Philipp Adlung resümiert unkritisch alle im Schwange befindlichen Vorteile über einen angeblich bedeutenden Einfluß Sebastian Bachs auf Mozart seit 1782. Sonst aber erfüllt der Band den von Lachmayer postulierten Anspruch, „ein Zeichen zu setzen, daß Vermittlungs-Strategie von kulturgeschichtlichem Wissen immer auch eine Forschungsstrategie sein kann“ (S. 22). Die rund 200 Abb. erhöhen die Anschaulichkeit der zum Teil weniger essayistischen als terminologisch abgefeimten Beiträge.

Peter Sühring
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 27 (2006), S. 282ff.

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