Wood, Ronnie: Ronnie. Die Autobiographie. Aus dem Engl. v. Stefan Rohmig. – München: Wilhelm Heyne, 2008. – 416 S.: zahlr. Fotos u. Zeichnungen
ISBN 978-3-453-15506-0 : € 19,95 (geb.)
Es war Bill Wyman, der den Stein ins Rollen brachte. Bereits Anfang der 1990er Jahr öffnete der Bassist mit Stone Alone das erste Panoramafenster und gewährte der Öffentlichkeit exklusive Blicke in das Innerste der größten Rockband aller Zeiten. Nun legt Ronnie Wood (*1947) nach, neben Keith Richards für die Gitarrenarbeit bei den Rolling Stones verantwortlich. Als jüngstes Mitglied beschränkt sich seine Erinnerung mit der Band auf die Zeit nach 1975, doch ist auch dies, in pophistorischen Maßstäben gemessen, eine bemerkenswerte Zeitspanne. Darüber hinaus war Wood auch vor seinem Eintritt fester Bestandteil der britischen Bluesrock-Szene. So spielte er beispielsweise mit Jeff Beck und später bei den legendären Faces; auch die Glimmer Twins Richards und Mick Jagger kreuzten beide in den 1960er Jahre mehrfach seine Wege.
Der Aufstieg des Sprosses einer Familie von „Water Gypsies“ in den musikalischen Jet-Set könnte sich also als interessant herausstellen, hätte Wood sich mit der literarischen Aufarbeitung etwas mehr Mühe gegeben. Letztlich ist es eine Ansammlung von Anekdoten, oberflächlich chronologisch geordnet, mit der Wood sich präsentiert. Kaum einen Musiker gibt es, den er nicht getroffen hat, keine Droge oder Liebschaft, die er ausließ. Hinzu kommt die Unart, Namedropping vorwiegend durch den Gebrauch des Vornamens zu machen – die vielen „Georges“ und „Erics“ auseinanderhalten zu können ist hier eine echte Herausforderung. Und schließlich ist da Woods Hang zur Selbststilisierung: So sieht er sich beispielsweise als den maßgeblichen Einfluss auf Stanley Clarke, immerhin einen der renommiertesten Bassisten der Jazzmusik. All dies mag stimmen oder auch nicht. Ermüdend ist es allemal, und man fragt sich, warum der Ko-Autor Jeffrey Robinson, ein anerkannter Schriftsteller, nicht mehr Einfluss hat geltend machen können.
Natürlich hält das Buch auch Überraschungen parat. Einzelne Inhalte des Nähkästchens werden selbst Kennern neu sein und Informationen über den sozialen Status von Rockmusikern in den 1960er Jahren sind immer lesenswert. Wer hielte es etwa für möglich, dass man als Mitglied der Jeff Beck Group, einer der profiliertesten Bands jener Zeit, immer noch bei den Eltern wohnen musste? Nicht zuletzt sind es auch Woods Zeichnungen, die den Selbstdarstellungsdrang immer wieder positiv durchbrechen. Hier und in seiner Musik zeigt sich Talent – dass er solches nicht auch auf literarischem Gebiet vorweisen kann, ist vielleicht nur ausgleichende Gerechtigkeit. Dem Gesetz der Reihe folgend müsste nun Charlie Watts kommen, bevor Mick Jagger und Keith Richards die letzten und wichtigsten Ergänzungen am literarischen Monument Valley der Rolling Stones vornehmen. Freuen wir uns darauf!
Michael Stapper
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 29 (2008), S. §