Sound and Music in Film and Visual Media. An Overview / Hrsg. von Graeme Harper u.a. [Markus Bandur]

Sound and Music in Film and Visual Media. An Overview / Hrsg. von Graeme Harper, Ruth Doughty, Jochen Eisentraut. – New York [u.a.]: Continuum International Publishing, 2009. – XII, 877 S.: s/w-Abb., Notenbeisp., Bibliographie, Filmographie, Register.
ISBN 978-0-8264-5824-7 : $ 250,00 (geb.)

Der von Graeme Harper et al. herausgegebene Sammelband Sound and Music in Film and Visual Media. An Overview ist eine schon vom Umfang her überaus gewichtige Publikation. Auf annähernd 900 Seiten, die allerdings auch eine ungemein detaillierte Bibliographie sowie äußerst reichhaltige Verzeichnisse von Filmen, Musik und Rundfunksendungen mit einschließen, befassen sich die 47 Beiträge dieses Werks mit zahlreichen Aspekten des Verhältnisses von Bild und Musik. Kennzeichnend für den Ansatz der Herausgeber ist – wie es im Titel auch anklingt – ein weites Verständnis der auditiven Elemente in Filmen. In der Tat behandeln viele Beiträge die akustische Dimension des Films als ein Integral von Sprache, Geräusch, Stille und Musik, insbesondere in den ersten Kapiteln, die sich mit „Technologies“ und „Soundscapes“ befassen, während der Akzent in den Teilen „Culture“, „People“, „Industry“ sowie „Approaches“ erwartungsgemäß die musikalische Schicht im engeren Sinne stärker in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken.
Offenkundig weniger als Handbuch denn als Essaysammlung gedacht, verbergen sich in fast allen Beiträgen aufschlussreiche und pointierte Beobachtungen, etwa wenn das Verhältnis von Alfred Hitchcock und Bernard Herrmann zugespitzt anhand des Zusammenhangs von Musik und sexueller Gewalt in Vertigo, Marnie und Psycho diskutiert wird. Auch bei den Beiträgen über die Filmmusik in Indien, Afrika, im italienischen und französischen Kino, bei der Behandlung der Themen Musik und Frauen im Hollywood-Film sowie Musik in Talentshows gelingt es den Autoren auf zumeist nur wenigen Seiten, mit Hilfe von gut ausgewählten Einzelbeobachtungen einen exemplarischen Zugriff auf ihre jeweilige Thematik zu gewährleisten.
Dass dabei entsprechend der Wirkungsorte der Herausgeber und Autoren ein starker Akzent auf dem angloamerikanischen Sprachraum liegt, stört dabei gerade angesichts der globalisierten Film- und Unterhaltungskultur nicht. Im Gegenteil bietet das Sammelwerk die überaus erfreuliche Gelegenheit, sich einen kompakten Überblick über die englischsprachige Forschung zum Thema Musik und Sound in den Medien zu verschaffen, ein Thema, das in der deutschen Musikwissenschaft noch immer nicht angemessen in den Blick genommen wurde.

Markus Bandur
Berlin, 15.10.2012

 

SCHLAGWÖRTER: Filmmusik, Medien, Sound, Soundtrack, Musiktechnologie

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