Mozart. Briefe und Aufzeichnungen

Mozart Briefe CoverMozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, Band VIII: Einführung und Ergänzungen / Hrsg. von Ulrich Konrad – Kassel: Bärenreiter, 2006 – 157 S.
ISBN 3-7618-1875-0 : € 39,95 (geb.)

Mit einer seltsamen Verzögerung ist der Ergänzungsband (Nr. 8) der Gesamtausgabe der Briefe und Aufzeichnungen der Familie Mozart, nachdem er bereits in der 2005 er­schienenen Taschenausgabe sämtlicher Bände integriert war, nun in der „Bibliotheks­ausgabe“, in alter Aufmachung aufgelegt worden – für alle Institutionen und Privatper­sonen, die bereits im Besitz der zwischen 1962 und 1975 erschienenen Bände 1–7 waren. Dies gibt endlich allen Bibliotheken die Möglichkeit, ihre Bestände um diesen unent­behrlichen Band zu aktualisieren.
An Quellen enthält diese Neuerscheinung 15 (nach inzwischen aufgefundenen Originalen) neuübertragene Briefe und Notizen, darunter vier erstmals in die Ge­samtausgabe aufgenommene Dokumente. Nach Abschluß der Textbände 1–4 im Jah­re 1962 hatte Joseph Heinz Eibl in den von ihm erstellten Kommentarbänden 5 und 6, sowie im Mozart-Jahrbuch bereits 15 weitere neuentdeckte oder neuübertragene Briefe publiziert. Diese werden hier zwar in einer Übersicht mitgeteilt, ohne aber die bisher nur in den Jahrbüchern publizierten Briefe nun auch in die Gesamtausgabe aufzuneh­men. Die 15 neuen Dokumente werden an Ort und Stelle bibliographisch erschlossen, aber, bis auf eine Ausnahme (eine umstrittene „Kassennotiz“), nicht neu kommen­tiert. In einem gewichtigen, 65seitigen Anhang sind die 1976 und 1980 im Mozart-Jahrbuch publizierten Ergänzungen Eibls zu seinen Kommentarbänden aufgenom­men worden. Eine Beschreibung der historischen Bedeutung dieser Ausgabe, bevor eine neubearbeitete demnächst in Angriff genommen wird, und der Gliederung ih­rer Bestände ist in diesen Band integriert, ebenso eine Bibliographie aller Briefausga­ben Mozarts seit der von Ludwig Nohl 1865 (nach Herausgeberalphabet), sowie eine Auswahlbibliographie von verstreuten Veröffentlichungen einzelner Briefe seit 1945. Ein Kreuzregister aller in diesem Band erwähnten Personen, Orten und Werken be­schließt den Band.
Auf 32 Seiten hervorragender wissenschaftlich-essayistischer Prosa gelingt es dem Herausgeber Ulrich Konrad, ein Porträt des Briefschreibers Mozart zu entwerfen, das deutliche Züge trägt. Es ist als Einführung gedacht und liest sich wie eine große sys­tematische Schlußfolgerung aus der Gesamtlektüre der Mozart-Briefe. Es ist sachlich instruktiv und schützt zugleich Mozart durch gut begründete Interpretationen vor grassierenden Mißverständnissen. Mozarts Briefe, einerseits spontan und manchmal geradezu flüchtig hingeworfen, dann als erotische und Nonsense-Literatur stark stili­siert (wie in den Bäsle-Briefen) geben – verständnisvoll gelesen – Auskunft über seine Lebensverhältnisse, über sein Verhältnis nicht nur zur Musik, sondern auch zur Spra­che, zu seinen Mitmenschen, zum Glauben und zu sich selbst.

Peter Sühring
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 27 (2006), S. 274-276

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