Markus Thiel: Edita Gruberova. „Der Gesang ist mein Geschenk“ [Michaela Krucsay]

Thiel, Markus: Edita Gruberova. „Der Gesang ist mein Geschenk“ – Kassel u. Leipzig: Bärenreiter u. Henschel, 2012.  – 240 S.: 16 Farbabb. u. 53 s/w-Abb.
ISBN 978-3-7618-2262-3 (Bärenreiter); 978-3-89487-915-0 (Henschel) : € 24,95 (geb.)

Edita Gruberova (*1946), eine der wenigen zu Weltruhm gelangten Opernsängerinnen unserer Zeit, darf mit Fug und Recht als Diva im eigentlichen, positiven Wortsinn bezeichnet werden. Der Musikredakteur und Journalist Markus Thiel, dessen persönliche Bewunderung für diese Ausnahmemusikerin unverkennbar ist, legt eine in enger Zusammenarbeit mit ihr entstandene Biographie vor, die der Leserschaft auch die Person Gruberova abseits der Bühne näher bringt. In einem zwölf Kapitel umfassenden, thematisch passend von obwohl auflockernden, inhaltlich doch primär vertiefenden „Intermezzi“ durchbrochenen Bogen, der in dem gleichsam resümierenden „Finale“ mündet, zeichnet Thiel den bisherigen Lebensweg Gruberovas mit Feingefühl und subtilem Humor nach, ohne dabei auf unangenehme Art ins Anekdotische abzugleiten: Man erfährt, wie die begabte junge Sängerin nach einer nicht ganz glücklich verlaufenen Kindheit als einzige Tochter einer ungarischstämmigen Mutter und eines deutschstämmigen Vaters in der heutigen Slowakei mit der Unterstützung der Eltern ihren Weg auf die großen Bühnen der Welt fand und dort in ihren Paraderollen reüssierte. Begegnungen mit berühmten, inzwischen teils gar legendären KollegInnen werden geschildert, und auch musikalische Hintergrundinformationen kommen nicht zu kurz – wenigstens, solange die Informationsansprüche der LeserInnen nicht allzu detailliert werden. Der Weg der „slowakischen Nachtigall“, wie einer der ihr von Presse und Publikum verliehenen Ehrentitel lautet, hin zur „Königin des Belcanto“ in seinen Höhen und Tiefen wird mitsamt der ihm eigenen künstlerisch-fachlichen wie auch persönlichen Lernprozesse, trotz der latent spürbaren großen Bewunderung des Autors für seine Protagonistin, ohne Scheu nachvollzogen; allfällige Kritik stets mit viel Dezenz und unter Beachtung der jeweiligen Umstände vorgebracht.
Bei Markus Thiels Biographie von Edita Gruberova handelt es sich gewiss um kein musikwissenschaftliches Fachbuch, aber das soll es auch nicht sein. Gerade der ihm eigene, sehr persönliche und humorvolle Stil, der auf Fußnoten und detaillierte Belege innerhalb des Textes verzichtet und dennoch informativ bleibt, gewährleistet seine exzellente Lesbarkeit. Ein kurzes Literaturverzeichnis sowie eine übersichtlich gegliederte, auch DVD-Aufzeichnungen umfassende Diskographie bieten Ansatzpunkte für all jene, die sich über Thiels Buch hinaus mit dem Thema beschäftigen wollen; zudem bietet Thiel auch eine tabellarische Vita der Sängerin sowie eine Auflistung der ihr verliehenen Auszeichnungen und Preise gesondert zum raschen Nachschlagen punktueller Fakten an. Die Orientierung erleichtert außerdem ein Personenregister. Atmosphärisch ergänzend wirken die zahlreichen, mit kurzen Erläuterungen versehenen Abbildungen.

Leoben, 04.09.2012
Michaela Krucsay

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