Bork, Magdalena: Traumberuf Musiker? Herausforderungen an ein Leben für die Kunst. – Mainz [u.a.]: Schott, 2010. – 363 S.: Ill. (Schott Campus)
ISBN 978-3-7957-0707-1 : € 39,95 (kart.)
Die im Titel implizierte Fragestellung lässt darauf schließen, dass der geradlinige Weg von der Musikhochschule ins Orchester oder gar in eine Solistenlaufbahn immer mehr zur Ausnahme wird. Internationale Konkurrenz, ständig steigende Anforderungen an Qualifikation und Niveau von Bewerbern auf der einen, fusionierte oder verkleinerte Orchester auf der anderen Seite haben einen Strukturwandel im Berufsbild von Musikern ausgelöst, der sich daran ablesen lässt, dass ein Großteil der Absolventen von Musikhochschulen seinen Lebensunterhalt vermehrt freiberuflich und im Patchworkverfahren zusammensetzt: durch Zeitverträge, Honorarstellen an Musikschulen, Privatunterricht, Orchesteraushilfen usw. Das ist umso bitterer, weil gerade Musiker von klein auf viel Zeit und Geld investiert haben, um mit ihrem Instrument höchsten Anforderungen genügen zu können.
Die Autorin ist Flötistin und hat ihre Studie als Dissertation an der Universität für Musik Wien eingereicht. Sie hat dazu vierzig ihrer Kommilitonen (als qualitative Methode empirischer Sozialforschung) interviewt, allerdings eingegrenzt auf Orchestermusiker. Angehende Sänger, Kirchenmusiker, Dirigenten oder Pianisten blieben ausgenommen. Auch muss man wissen, dass die Parameter „Musikalische Sozialisation“, „Studium“ (Aufnahmeprüfung, Verlauf, Beifach, Abschlussprüfung usw.) und „Berufseinstieg“, die gleichzeitig als Oberbegriffe des Inhaltsverzeichnisses gewählt wurden, sich ausschließlich auf die Verhältnisse in Österreich beziehen, für die Bereiche der musikalischen Früherziehung, Begabtenförderung, Musik(hoch)schulen und vor allem auf die Situation österreichischer Spitzenorchester. Das ist zwar legitim, aber der Transfer auf deutsche oder gar mitteleuropäische Verhältnisse fällt mitunter schwer. Die Studie beginnt mit einem fulminanten Vorwort, das Anliegen und Ergebnis der Arbeit bereits erschöpfend diskutiert. Der Hauptteil der Arbeit wird von den abgedruckten Interviews bestritten, die sich zwar äußerst informativ lesen, aber teilweise sehr redundant sind. Auch fehlt die eigentliche Auswertung der Ergebnisse: die Aussagen der Studenten werden von der Autorin lediglich zusammengefasst und paraphrasiert: um Trends zu eruieren, ist die Menge der Befragten zu klein, Zahlen bzw. Statistiken zum Vergleich über den Berufseinstieg (wie es das MIZ beispielsweise veröffentlicht) fehlen ganz. Die Autorin empfiehlt Vielseitigkeit und Flexibilität, motivationalen Perspektivenwechsel weg von unrealistischen Vorstellungen; Nischen, Zusatzqualifikationen (EMP, Kulturmanagement) oder breit aufgestelltes Repertoire werden als Strategien empfohlen. Aussagekräftig im Sinne des Titels sind Vorwort und Schlusskapitel, der Hauptteil hätte für eine Buchpublikation deutlich gestrafft werden können.
Claudia Niebel
zuerst veröffentlicht on FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 32 (2011), S. 203f.