Ernst Heimeran u. Bruno Aulich: Das stillvergnügte Streichquartett

Heimeran, Ernst u. Bruno Aulich: Das stillvergnügte Streichquartett. Hörbuch, gelesen von Bernd Stephan. – Hamburg: Jumbo-Verlag, 2006.
ISBN 3-8337-1678-9 : € 14,95 (1 CD: 79 min.)

Inzwischen haben sich schon mehrere Generationen von hausmusikalischen Quartettspielern (vulgo: Dilettanten) über den erstmals 1936 und mittlerweile in der 21. Auflage erschienenen, allmählich beinahe Kultstatus erlangt habenden Titel amüsiert. In einer Mischung aus bezeichnenden, stellenweise anekdotisch angereicherten Beobachtungen und hintergründigen Charakterstudien ist so etwas wie eine Soziologie des „Liebhaber-Streichquartetts“ beziehungsweise eine Typologie seiner Mitglieder entstanden. Diese definieren sich im Ensemble über ihr Instrument und führen aus dieser Position (allerdings meistens vergeblich) ihre Machtspielchen, um die Hierarchie zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
Die Schilderung der meistens sehr subtil verlaufenden Gruppendynamik wird häufig zugespitzt, ja, manchmal sogar überzeichnet, und reicht mehrfach an den Rand von Karikaturen. Der jeweilige Leser wird – sofern er Quartettspieler ist – seine anderen drei Kollegen zuverlässig wiedererkennen und der nicht immer schmeichelhaften Darstellung genüsslich zustimmen, während er die eigene Rolle (besonders, wenn er zu den bedauernswerten Geigern am zweiten Pult oder gar zu den klassischen Underdogs – den Bratschern – gehört) da und dort mit einigen kosmetischen Korrekturen aufwerten kann.
Der Leseteil der CD dauert rund vierzig Minuten, und der würde zum Vortrag des ganzen Buches niemals ausreichen. Es handelt sich vielmehr um eine gelungene Auswahl aus den einleitenden Kapiteln: 1. Wie ein Quartett entsteht; 2. Der Quartettabend; 3. Es wird geübt; 4. Der Vorspielabend. Bernd Stephan, der Sprecher, ließ sich von dem launigen Text anstecken und trägt ihn adäquat – gleichsam „augenzwinkernd“ – vor. Es folgt eine vom Kodály-Quartett eingespielte Aufnahme des ersten Razumowski-Quartetts (op. 59 Nr. 1) von Beethoven, das im Textverlauf eine gewisse Bedeutung hat. Vermutlich wird sich die CD, die auf einer Beilage noch einige entsprechende Witze (darunter natürlich auch die unvermeidlichen Bratscher-Witze) enthält, rasch zu einem beliebten Geschenk für „stillvergnügte Streichquartettler“ entwickeln.

Georg Günther
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 27 (2006), S. 310f.

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