Patricia Kaas: Mademoiselle singt den Blues. Mein Leben [Bettina von Seyfried]

Kaas, Patricia mit Sophie Blandinières: Mademoiselle singt den Blues. Mein Leben / Aus dem Franz. von Doris Heinemann. – München: C. Bertelsmann, 2012 – 240 S.: 34 sw. u. farb. Abb. (Edition Elke Heidenreich)
[Originaltitel: L'ombre de ma voix]
ISBN 978-3-570-58033-2 : € 19,99 (geb.)

Als siebtes Kind einer Bergarbeiterfamilie aus Stiring-Wendel/Forbach (Départ. Moselle) in Lothringen hat es Patricia Kaas (*1966) nach ganz oben geschafft. In der vorliegenden, nach ihrem Debütalbum benannten Veröffentlichung berichtet die Sängerin von ihrem steilen Aufstieg und den Lebensbedingungen eines Künstlerlebens. Dabei stehen nicht die Glanzpunkte dieser Karriere im Vordergrund. Es sind die dunklen Momente, das Zweifeln, das Alleinsein, das Leben vor und nach dem spektakulären Bühnenauftritt, von dem wir hier erfahren. Patricia Kaas hat schon als kleines Mädchen gerne und viel gesungen. Dabei wollte ihre spezielle leicht rauchige Stimme so gar nicht zu ihrem zierlichen Äußeren passen. Doch sie sang und man wollte sie gerne hören. Es gab viele Gelegenheiten, sich auf den kleinen Bühnen der Volksfeste in und um ihren Geburtsort Forbach nahe Saarbrücken zu präsentieren. Somit sang sich die kleine Entertainerin kontinuierlich in die Herzen der Zuhörer und die Aufmerksamkeit zunehmend wichtigerer Musikmacher hinein. Sie gewann viele Gesangswettbewerbe und begegnete schließlich François Bernheim, der u.a. Texte für Brigitte Bardot schrieb, und Bernhard Schwartz, die sie schließlich groß herausbrachten.
Als dann noch der französische Schauspieler Gérard Depardieu als Geldgeber gewonnen werden konnte (S. 46), öffneten sich für die Künstlerin die Türen dieser Welt. Er investierte in den Song Jalouse, der leider ein Misserfolg wurde, doch die erfolgreiche Karriere war dennoch gestartet. Kaum ging es für Patricia Kaas beruflich los, kam ihr Privatleben ins Schleudern. Für sie, die ihren Eltern und den vielen Geschwistern eng verbunden ist, wurde die tückische Krankheit der Mutter in den folgenden Jahren zur Dauerbelastung. Dieses Sterben und die tiefe Liebe zur Mutter, ja zu beiden Eltern, durchzieht diese Veröffentlichung. Ein Schatten liegt auf allem, was Patricia Kaas tut und erlebt. Die Mutter ist auch nach ihrem Tode immer mit dabei und Patricia Kaas leidet. Wir erfahren von einem Stalker und nicht funktionierenden Beziehungen. Der vorliegende Text transportiert einen romantisch-schwärmerischen Blick ins Leben. Er ist freundlich, ausführlich, liebenswert und lesenswert und dennoch bekommt der Leser den Eindruck, nicht wirklich diese Patricia Kaas kennen zu lernen. Unter diesem leichtfüßigen Text liegt die eigentliche Patricia Kaas verborgen. Sicher ist sie noch zu jung, um schon jetzt ein alles erklärendes Buch über sich auf den Markt zu bringen. Das Buch endet mit dem Neuanfang der gereiften Patricia Kaas. Wir dürfen gespannt sein, welchen Lebensentwurf ihr die kommenden Jahrzehnte bieten werden. Ihr nächstes künstlerisches Thema ist die Piaf. Im Anhang die beeindruckende Auflistung ihrer Ehrungen und Siege. Eine angenehme Lektüre.

Bettina von Seyfried
Berlin, 26.06.2012

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