Peter K. Burkowitz: Die Welt des Klangs. Musik auf dem Weg vom Künstler zum Hörer [Martin Elste]

Burkowitz, Peter K.: Die Welt des Klangs. Musik auf dem Weg vom Künstler zum Hörer / The world of sound. Music on its way from the performer to the listener. – Berlin: Schiele & Schön, 2011. – 400 S.: s/w-Abb., 1 DVD-Video
ISBN 978-3-7949-0794-6 : € 49,90 (geb.)

Diese im Großen und Ganzen recht flott geschriebene Einführung in die Schallaufzeichnung vornehmlich sogenannter E-Musik basiert auf einer 1991 bis 1993 in der Publikumszeitschrift stereoplay publizierten Artikelfolge, die freilich aktualisiert wurde. Ihr 1920 geborener Autor hat sich nicht nur immer wieder auch theoretisch zu Fragen der Aufnahmetechnik geäußert, sondern hat vor allem eine lange Karriere als Praktiker hinter sich. Dieser Erfahrungsschatz macht das Buch besonders wertvoll. Und in der Tat sind die Kapitel, die von seiner Arbeit als Tonmeister am Mischpult zehren, nicht nur die ausführlichsten, sondern auch kompetentesten. Hier geht bisweilen die Information auch über die Bedürfnisse des anvisierten Lesers hinaus, vor allem in der abgedruckten „Rechentabelle zur Ermittlung der frequenzabhängigen Phasenverschiebung am Stereohörort bei seitlicher Abweichung der Schallquelle von der A/B-Mikrophon-Mittelachse“ (S. 185). Diese Detailtabelle, die sich ausschließlich an den Aufnahmetechniker wendet, steht in kuriosem Kontrast zu vielen anderen Seiten, die, bei aller Kompetenz des Autors, in ihrer Unverbindlichkeit zur Geschwätzigkeit hin tendieren (so das 8. Kapitel, eine eher unverbindliche Einführung in die Welt des „Music Business“) oder die man in diesem Buch nicht vermuten würde (wie das 7. Kapitel, das sich dem Orchester als einer Musikinstitution widmet).
Das Besondere dieser Schrift ist ihre Bilingualität, die im großen und ganzen recht gut gelungen ist, weil der englische Text gewisse Konnotationen, die vermutlich nur der deutsche Leser versteht, nicht immer wortwörtlich übersetzt, sondern eine gewisse Nonchalance walten lässt, die m. E. sogar noch häufiger vom ungenannten, nicht immer idiomatischen Übersetzer hätte angewandt werden sollen. So unterscheidet der englische Text zwischen „sound-registration“ und „recording“, was in der angelsächsischen Terminologie völlig unüblich ist. Wenn das Lektorat etwas besser gearbeitet hätte, wäre dieser von Burkowitz bereits im dritten Satz konstatierte Unterschied zwischen „Schallaufzeichnungen“ und „Schallaufnahmen“ irgendwo im Buch erklärt. So weiß man auch nach 400 Seiten nicht, worin der Autor einen Unterschied sieht.
Das Buch ist attraktiv gestaltet, das Problem der Zweisprachigkeit durch Zweifarbendruck (Schwarz für den deutschen, Blau für den englischen Text) gut gelöst. Leider sind die neunzig Abbildungen – darunter einige sehr seltene – generell zu klein, um wirklich informativ zu sein. Die beigefügte DVD ist sozusagen ein Bonus-Produkt, das nur indirekt mit der eigentlichen Thematik des Buchs zu tun hat. Auf ihr befinden sich Videomitschnitte von der Jahrestagung 2010 der Deutschen Gesellschaft für Akustik, bei der es um die Akustik der durch viele Karajan-Aufnahmen weltweit bekannten Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem geht, zu der der Autor einen lebenslangen privaten wie professionellen Bezug hat.

Martin Elste
Berlin, 04.05.2012

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