Reclams Mozartjahr (1): Wolfgang Amadeus Mozart: Briefe / Hrsg.v. Stefan Kunze; “Komponirt ist schon alles – aber geschrieben noch nicht” / Hrsg. v. Dietrich Klose; Zuviel Noten, lieber Mozart / Hrsg. v. D. Klose

Mozart, Wolfgang Amadeus: Briefe / Ausgew. und hrsg. von Stefan Kunze. – Stuttgart: Reclam, 2005. – 447 S.: Abb.
ISBN 3-15-010574-9 : € 14,90 (geb.)
„Komponirt ist schon alles – aber geschrieben noch nicht“: Mozart zum Vergnügen. / Hrsg. von Dietrich Klose. – Stuttgart: Reclam, 2005. – 139 S.: Abb. (Reclams Universal-Bibliothek ; 18369)
ISBN 3-15-018369-3 : € 4,00 (kt.)
Zuviel Noten, lieber Mozart: Stimmen von Musikern, Dichtern und Liebhabern / Hrsg. von Dietrich Klose. – Stuttgart: Reclam, 2005. – 349 S.: Abb.
ISBN 3-15-010575-7 : € 12,90 (geb.)

Ein umfangreiches Paket zum Mozartjahr hat der Reclam-Verlag geschnürt. Allerdings sind nur zwei der fünf Titel echte Neuerscheinungen, die anderen drei sind z. T. ergänzte Neuauflagen in neuer Aufmachung (s.a. Teil 2 der Besprechung).
Stefan Kunzes reich kommentierte und bebilderte Auswahl von 187 Briefen Mozarts erschien erstmals 1987. Den Schwerpunkt bilden Briefe, in denen der Komponist Mozart Stellung bezieht zu seinen Werken und zur Musik seiner Zeit oder in denen er besonders einschneidende Ereignisse seines Lebens schildert. Nach wie vor ist dieser Band die bislang umfangreichste Auswahlausgabe, die sich auf die mustergültige wissenschaftliche Edition sämtlicher Briefe und Aufzeichnungen von Wolfgang A. Bauer, Otto Erich Deutsch und Joseph Heinz Eibl stützt. Nur schade, dass auch hier wie in allen Auswahlausgaben die Textpassagen, in denen Mozart und sein Vater aus Vorsicht gegen etwaige unliebsame Mitleser einen Geheimcode verwendeten, aufgelöst sind und als chiffrierte Stellen nicht kenntlich gemacht wurden. Ein nicht interessanter Aspekt in der Mozartschen Korrespondenz gerät so in Vergessenheit.

Unter dem Motto Mozart zum Vergnügen hat Dietrich Klose unterhaltsame Originaltexte zusammengestellt. Die traurigen und verzweifelten Briefe sind bewusst ausgespart. Die Texte bieten einen erhellenden Blick auf Mozarts unverblümte Ausdrucksweise, die Plastizität seiner Bilder und Vergleiche, auf seinen Alltag und seine Umwelt, aber auch auf seine Arbeitsweise. „Komponirt ist schon alles – aber geschrieben noch nicht“ heißt es beispielsweise in einer Briefpassage, die als Titel für die kleine Anthologie gewählt wurde. Mozarts ausgelassenen Humor und seine lebenslange Neigung zu Späßen bezeugen nicht zuletzt die poetisch musikalischen Gelegenheitsstückchen, mit denen das Bändchen schließt. Als vergnüglicher Appetitanreger für eine weitergehende Beschäftigung mit Mozarts Briefen dient diese Zusammenstellung auf jeden Fall.

Stimmen zu Mozart von über 60 Musikern, Dichtern, Philosophen, Malern und Liebhabern versammelt der Band Zuviel Noten, lieber Mozart. Erstmals von Dietrich Klose 1991 unter dem Titel Über Mozart vorgelegt, ist er um fünf Beiträge von Norbert Elias, John Cage, Alfred Brendel, Peter Bichsel und Jörg Widmann erweitert worden. Auch wenn man die eine oder andere literarische Stimme vermisst wie z. B. die von Antoine Saint-Exupéry, Karl Kraus oder Herbert Rosendorfer, so ist der Band doch eine Fundgrube, in der man sehr gerne schmökert.

Verena Funtenberger
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 26 (2005), S. 434f.

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