Alois Schöpf: Das erfolgreiche Konzert. Eventmanagement für Musikvereine [Sebastian Kaindl]

Schöpf, Alois: Das erfolgreiche Konzert. Eventmanagement für Musikvereine – Buchloe: DVO-Verlag, 2011. – 87 S.
ISBN 978-3-943037-15-9 : € 13,80 (Pb.)

Das Gegenteil von Kunst ist gut gemeint, und Herr Schöpf gibt den Versuch auf, als Leiter von Blaskapellen diesen Gegensatz zu überwinden. Das vorliegende Buch ist sein Abschiedsbrief. Ausgehend von der österreich-tiroler Amateurblasmusikszene, die sein Wirkungsbereich war, kann man deren Analyse auch auf Laienensembles generell übertragen. Und es geht auch nicht um ein gehässiges Nachtreten. Herr Schöpf ist nicht nur musikalischer Leiter und Organisator, sondern auch schriftstellerisch vielfältig tätig. So schreibt er sich seine frustrierte Liebe zur Musik pointiert und satirisch von der Seele, was wiederum mit Genuß und Amüsement zu lesen ist.
Der scharfe Rundumschlag in Richtung Laienmusik gilt instrumententechnischen Details, allen Typen vertrottelter Laienmusiker, überforderten Funktionären, resignierten Leistungsträgern (sic!) und der gesamtgesellschaftlichen Einbettung. Er fordert Mut zu ehrlicher Selbstbeschau, damit überhaupt erst Verbesserung möglich ist, will die Vereinsmeierei und die dort herrschende Heuchelei (trotz allen Beteiligten attestierter Liebe zur Musik) aufbrechen. Eine Heuchelei, die alles und jeden lobt und ehrt, egal welch grausiges Bild und Getöne geboten wird, und deren Durchschaubarkeit Publikum wie Nachwuchs abschreckt.
Hoffnung gibt Schöpf wenig, aber er glaubt an den Wert der Blasmusiktradition als vollwertige Musikform, will mehr als tümelndes Wummtata. Eine Weiterentwicklung sieht er nur über Professionalisierung möglich – auch bei Laien. Musikalische Qualität könne nur durch gut ausgebildete Dirigenten und besser wenige, aber zuverlässige und versierte Musiker erhöht werden. Auch die Vereinsleitung, die oft nur die naiv Gutmütigen übernähmen, weil sonst niemand dazu bereit sei, gehöre in geschulte Hände. Er stellt sowohl eine Liste von Fragen vor, die sich Vereine zur Selbstpositionierung stellen sollten, als auch diverse konkrete Vorschläge, wie ein Verein zu führen sei. Dabei geht es tief in unternehmerisches Vokabular, wie Produkt, Leitbild, Markenbildung, Werbung, Merchandising, sogar Gewinn – natürlich nur musikalischer.
Stellt sich die Frage, ob solch ein Management-Denken nicht auch in den Kommerz führt, hinter dessen perfidesten Fallen auch für Schöpf volkstümliche Hitparadenmusik lauert, der ja Professionalität kaum abzusprechen ist. Nein! Man möchte seinem Idealismus Recht geben: Zu einem erfolgreichen Konzert gehören optimale Rahmenbedigungen, um den Funken überspringen zu lassen, daß musizieren zu können und zu dürfen ein hoher Wert ist, für den Menschen bereit sind, viel Engagement aufzubringen – auch und gerade Dilettanten.
Das Buch ist empfehlenswert für Musikvereine aller Art, aber auch für selbstkritikfähige Musiker, die Freude an wohlformulierter Satire haben.

Sebastian Kaindl
Berlin, 01.03.2012

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