Dietmar Lex: Spiel’n Se ma’ was Flottes [Sebastian Kaindl]

Lex, Dietmar: Spiel’n Se ma’ was Flottes – Buchloe: DVO-Verlag, 2011. – 96 S.: Ill.
ISBN  978-3-943037-00-5 : € 12,90 (Pb.)

Das Leben ist völlig banal. Nichts Neues. Wenn man als Musiker einst mit künstlerischer Leidenschaft gestartet war, muß man diese Erkenntnis der Welt irgendwann mitteilen. Entweder mit einem tragischen kreativen Aufschrei des Beklagens wie z.B. Georg Kreisler als Triangelspieler, oder indem diese Banalität direkt in die Kunst übernommen wird. Der Musiker und Illustrator Dietmar Lex legt in letzterer Form Zeugnis ab. Er schreibt kurze Artikel oder Gedichte und zeichnet “Livemitschnitte” spontan aus dem Selbsterlebten. Und da ist wenig Hoffnung. Als Musiker ist man mit Alkohol, Missachtung, Barrieren und Hürden aller Art, Ignoranz und wieder Alkohol konfrontiert. Man beherrscht sein Handwerk, aber jeglicher Pionte wird man durch die Mühen der Materie beraubt.
Entsprechend ist das Leseerlebnis dieses Buches, erschienen in einem Verlag, der aus der Traditionspflege bayerischer Blasmusik heraus entstanden ist. In seinem Internetauftritt sucht der Verlag offensiv nach Autoren und hat sich hier auch der hannoveraner Ebene geöffnet. Herr Lex ist dort offensichtlich verwurzelt und kennt als ausübender Musiker die Standardsituation bei Konzerten, Feiern auf und hinter der Bühne. Interessanter Weise auch als Blechbläser, obwohl ihn seine Vita eher dem Holz zuschreibt. Er betreibt das Metier nicht nur, sondern beschreibt und zeichnet es zusätzlich. Vielleicht weil das Musizieren allein eben zu wenig Anerkennung bietet. Ideen und Fähigkeiten kann man ihm durchaus nicht absprechen, aber es fehlt die gewisse Prise einer Ironie, Humoreske oder Kritik mit Biss. Schon bald möchte man ihm “Schrei’m Se ma’ was Flottes” zurufen, zumal eine Nachfrage entsprechend dem Titel des Buches nie erwähnt wird und Musik als eher störend empfunden beschrieben wird. Und es bleibt eine recht nüchterne Beschreibung. Auch von allgemeinen Abhandlungen z.B. über die Schönheit Venedigs, Musik in Telefonen und Natur, oder Geschmack als solchen bleibt nichts Streitbares übrig.
Vielleicht ist das Buch als launige Kolumnensammlung auch in Reim und Bild gedacht. Es liest sich nicht resigniert, aber es bleibt das Bild einer frustriert erloschenen Musikerleidenschaft.

Sebastian Kaindl
Berlin, 30.08.2011

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