Händels Instrumentalmusik / Hrsg. v. Siegbert Rampe

Händels Instrumentalmusik / Hrsg. von Siegbert Rampe. – Laaber: Laaber, 2009. – 618 S.: Abb. (Das Händel-Handbuch ; 5)
ISBN 978-3-89007-689-8 : € 110,00 (geb.)

„Ein Buch zu Händels Instrumentalmusik als einem eigenständigen Werkkomplex aber existiert bisher nicht.“ Die lapidare Feststellung des Bandherausgebers Siegbert Rampe am Ende einer ersten knappen Literaturübersicht mag auf den ersten Blick verwundern, aber es bedarf keines längeren Nachdenkens, um die Richtigkeit – die erstaunliche Richtigkeit – des Befundes zu bestätigen. Tatsächlich ist über (zum Teil bedeutende) Einzelstudien zu einzelnen Ausschnitten des Händelschen Instrumentaloeuvres hinaus keine monografische Abhandlung erarbeitet worden, die der Musik für Tasteninstrumente, der Kammermusik und den Orchesterwerken Händels die ihrem Rang gemäße wissenschaftliche Beachtung schenkt. Somit darf der von Rampe vorgelegte Band nachgerade den Rang einer Pioniertat beanspruchen, und der Name des Herausgebers verdient eine prominente Nennung umso mehr, als der größte Teil der 43 Einzelkapitel, nämlich 34, von ihm selbst stammt.
Der Aufbau des Werks folgt einer klaren Disposition. In zwei Einleitungsabschnitten wird die Überlieferungslage der Werke erhellt (Terence Best als Nestor der Forschung auf diesem Gebiet, auch Widmungsträger des Bandes, schöpft aus souveräner Kenntnis der Materie) als auch der Frage nachgegangen, welche Stellung die Instrumentalmusik im Schaffen Händels insgesamt einnimmt. Der erste Hauptteil ist sodann der Tastenmusik gewidmet, wobei den eigentlichen Werkbeschreibungen klärende Abhandlungen zu den Clavierinstrumenten, zur Entwicklung der Händelschen Claviersuite sowie zur Chronologie der Werke vorangestellt werden. Im zweiten, der Kammermusik geltenden Hauptteil, sind die Einzelmonografien zu den diversen Sonatensammlungen und Trios „durchschossen“ von informativen Studien zu den verwendeten Soloinstrumenten Block- und Traversflöte, Oboe sowie Violine, zudem begleitet von einer Verortung Händels in der Geschichte der Sonate und von aufführungspraktischen Überlegungen zu Takt, Tempo, Rhythmus, Ornamentik und Besetzung der Werke. Mit für die Sache wichtigen Erinnerungen an die keineswegs marginale Stellung Händels in der Gattungsentwicklung des Concerto wird der dritte Hauptteil eingeleitet, der die Beiträge des Komponisten zur Orchestermusik behandelt, also die Concerti in ihren verschiedenen Ausprägungen (der Orgel als einem der Soloinstrumente gilt ein besonderes Augenmerk), die Ouvertüren, Sinfonien und die beiden großen Suiten der Wasser- und Feuerwerksmusik. Als formales Gegenstück zur Einleitung dient eine abschließende „Einführung“ in die Rezeptionsgeschichte der Instrumentalmusik Händels. Ein mehrteiliger Anhang mit sorgfältig kollationierten Verzeichnissen und Registern rundet den Band ab.
Die Fülle der auf über 600 Seiten zusammengefassten Informationen im Detail zu würdigen, wäre eine wirkliche Lust, denn der Band bietet sowohl eine panoramatische Umschau im gegenüber dem Opern- und Oratorienschaffen vernachlässigten Corpus der instrumentalen Hervorbringungen Händels als auch höchst kenntnisreiche, gelegentlich spezielle Vertiefungen in Einzelphänomene. Er wird den Anforderungen, die an ein Handbuch zu stellen sind, hervorragend gerecht. Die Hingabe, mit der Rampe sich der Herausforderung gestellt hat, die verschiedenartigen, auch kleinteiligen Werkeinheiten jeweils angemessen zu würdigen, verdient allen Respekt. Eine Bibliothek, in der dieses voluminöse Buch künftig fehlt, weist eine empfindliche Lücke auf.

Ulrich Konrad
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 32 (2011), S. 56f.

 

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