“leider bleibe ich ein eingefleischter Wiener”. Gustav Mahler und Wien / Hrsg. v. Reinhold Kubik u. Thomas Trabitsch

„leider bleibe ich ein eingefleischter Wiener“. Gustav Mahler und Wien / Hrsg. von Reinhold Kubik und Thomas Trabitsch. – Wien: Christian Brandstätter, 2010. – 400 S.: 250 Farbabb.
ISBN 978-3-85033-377-1 : € 39.90 (geb.)

Dieser anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Österreichischen Theatermuseum (11.03.–03.10.2010) erschienene Sammelband, für den von mehreren renommierten Autorinnen und Autoren durchwegs lesenswerte Beiträge verfasst wurden, stellt insgesamt deutlich mehr als nur eine Art erweiterten Ausstellungskatalog (der sich praktischerweise im Anhang, ab S. 246, wiederfindet) dar. Getreu dem Titel führt die von Ambivalenzen gerüttelte Beziehung sowie durchaus wechselseitige Beeinflussung zwischen Gustav Mahler und der von einer – oftmals zitierten – pluralistischen Bevölkerung geprägten Stadt Wien wie ein roter Faden durch die ansonsten durchaus unterschiedlich konzipierten Beiträge. So wird einerseits das soziopolitische und kreative Umfeld reflektiert, auf das der Komponist in der Hauptstadt des Habsburgischen Reiches stieß (etwa bei Emil Brix, Wien als kreatives Milieu. Von der Gründerzeit zum Fin de Siècle, S. 13–19; auch Werner Hanak-Lettner, Die Stadt der Immigranten. Über Wiener, Gustav Mahler und andere Zuwanderer aus Böhmen und Mähren, S. 20–31), andererseits werden auch die Beziehungen Mahlers zu Persönlichkeiten aus seinem Bekanntenkreis (exemplarisch sei hier Peter Revers Beitrag „Durch Grösse und Reichtum der Erfindung hingerissen“. Anton Bruckner und Gustav Mahler, S. 102–107, erwähnt), sowie Entstehungs- und Rezeptionsgeschichtliches zu Mahlers Schaffen thematisiert. Hierbei wird ein umfassendes Spektrum an Interessensgebieten und Forschungsbereichen angeboten, wobei die Interdisziplinarität des kulturwissenschaftlichen Ansatzes nicht zu kurz kommt. Besonders verdienstvoll ist sicherlich der als Gemeinschaftsarbeit von Helmut Brenner und Reinhold Kubik entstandene Beitrag Mahlers Wien – eine Spurensuche (S. 32–66), der mit Liebe zum Detail und mit historischem Kartenmaterial reich bebildert Pionierarbeit leistet. Hervorzuheben ist an dieser Stelle insbesondere auch die Tatsache, dass für diese Publikation der Aufsatz „Mittwoch halb acht Uhr abend“. Der junge Mahler und sein Wiener Freundeskreis aus der Feder der 2005 verstorbenen Herta Blaukopf, einer Pionierin der Mahler-Forschung, als Nachdruck von 1997 mit aufgenommen wurde (S. 79–84).
Als Fazit lässt sich sagen, dass das vorliegende Werk dank seiner beinahe durchweg guten Lesbarkeit, gepaart mit wissenschaftlichem Anspruch, sowohl für ein Fachpublikum als auch für den interessierten Laien durchaus empfehlenswert ist. Die Benutzerfreundlichkeit eines umfangreichen Fußnotenapparates von großer Genauigkeit und die zahlreichen Abbildungen, welche die Publikation im besten Sinne beinahe zu einem „Bilderbuch“ werden lassen, runden das Lesevergnügen ab.

Michaela Krucsay
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 352

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