Simon Spence: Depeche Mode – Just can’t get enough [Stefan Domes]

Spence, Simon: Depeche Mode – Just can’t get enough. Die Biografie / Aus dem Engl. von Lisa Kögeböhn und Christiane Sipeer. Dt. Erstausg. – München: Heyne, 2011. – 372, [16] S.: farb.-Abb.
ISBN 978-3-453-64050-4 : € 12,99 (Pb.; auch als e-book erhältl.)

Die DM hat in der Finanzwelt keinen Wert mehr, in der Popmusik dagegen steht DM als Abkürzung des Namens der englischen Band „Depeche Mode“ für ungebrochen gewinnbringende Popularität, erfüllt die Band doch die Kriterien des Stilbegriffs „Synthie-Pop“ mit seinen eingängigen Strukturen massenwirksam, und ihre damals gespielten Synthesizer haben heute Kultstatus.
Mit Simon Spence hat sich ein renommierter Musikjournalist an die Beschreibung des recht kniffligen Werdegangs der Band gemacht. Er kann auf Veröffentlichungen in führenden Popmusikzeitschriften und großen englischen Tageszeitungen verweisen und schreibt, dass DM bei ihm während der Neunziger Jahre in Vergessenheit gerieten. Deshalb reicht seine DM-Biographie nur bis zum Jahr 1986 und berichtet über die Anfänge der Band. Das Buch teilt sich den Titel mit dem einer Hit-Single aus dem Jahr 1981 und den Markt mit weiteren Veröffentlichungen über „Depeche Mode“.
1980 spielten die durchschnittlich 20jährigen Dave Gahan, Martin Gore, Andrew Fletcher und Vince Clarke (der 1982 durch Alan Wilder ersetzt wurde) in der auf dem Reißbrett entstandenen „Synthie“-Planstadt Basildon nahe London ihre elektronische Popmusik. Den endgültigen Namen entliehen sie passend zu ihrem prägnanten Outfit einer französischen Modezeitschrift. 1984 stürmten sie in Deutschland die Hitparaden und blieben hier andauernd erfolgreich.
Spence erzählt seine Geschichte über DM bis 1986 in zwei Teilen. Darin leuchtet er den Bandalltag detailreich aus und zitiert aneinandergereiht viele Aussagen der Wegbegleiter. Der erste Teil hat fünf Kapitel, in denen die soziale, kulturelle und gesellschaftliche Situation Basildons, die religiösen und politischen Wurzeln sowie die ersten musikalischen Gehversuche beschrieben werden. Musikalische Einflüsse gab es genügend mit Punk, Blues und Soul, die von einem aufstrebenden Musikmarkt transportiert wurden. Der zweite Teil mit acht Kapiteln beginnt 1980, als der später mit den Popduos „Yazoo“ und „Erasure“ erfolgreiche Vince Clarke die Hauptrolle spielte und der Einfluss der Düsseldorfer Electronic-Band DAF („Deutsch Amerikanische Freundschaft“) geschildert wird. In den folgenden Kapiteln gewinnt die Karriere mit den typischen Eigenschaften des Musikmarktes an Fahrt. Verträge, Auftritte und Tourneen, Hits, Platten und Cover, Presse und Fotos, Rundfunk und TV, Equipment, musikalische Einflüsse, ihre politische Orientierung und natürlich die „Mode“ werden mit vielfältigen Zeitzeugenberichten erläutert. Ein eigenes Kapitel erhält Berlin mit den Hansa-Studios, das zur zweiten Heimat von DM wurde, und weil sie sich mit der dortigen Szene besonders gut angefreundet hatten. Zum Schluss des zweiten Teiles kündigt sich der Erfolg in den USA an.
Das Buch enthält in der Mitte einen kompakten Teil mit Farbbildern, die aussagekräftig beschriftet sind. Die angefügte Diskographie listet auch die Veröffentlichungen derjenigen auf, die mit DM in Verbindung standen und im Text genannt werden. Erklärungen selbst bietet die Diskographie nicht und eignet sich deshalb nur zum Nachschlagen beim Lesen des Textes. Zu den vielen Personennamen im Text vermisst man ein Namensregister. Die Überschriften der Kapitel sagen wenig über ihren Inhalt aus. Beim Lesen fällt es schwer, den Faden zu behalten und die vielen aneinandergereihten Zitate zuzuordnen. Kundige Fans werden daran bestimmt Gefallen finden, Einsteiger benötigen aber Hilfe, die das Buch selbst nicht bietet. Eine Kurzbiographie wäre deshalb zur Navigation nützlich. Die Biographie bedient somit spezielle Interessen und erfordert weiteren Stoff, um die ganze Geschichte von „Depeche Mode” zu erfahren.

Stefan Domes
Dresden, 27.11.2011

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