Graham Nash: Icons of Rock. Die besten Photographien

Nash, Graham: Icons of Rock. Die besten Photographien. / Ausgewählt von Graham Nash. Mit Texten von Graham Nash und Jasen Emmons. – München: Schirmer/ Mosel, 2009. – 160 S.: 99 Farb-/Duotone-Tafeln
ISBN 978-3-8296-0461-1 : € 39,80 (geb.)

Breitbeinig steht er da, die Hand zur Siegespose steil emporgereckt; die Gitarre, die den finalen Powerchord vermuten lässt, baumelt über der modisch korrekten Hose mit Schlag; ein glam-rock-typisch senkrecht verrutschter Lidstrich ziert die geschlossenen Augen. „Le rock, c’est moi!“ scheint das Bild zu schreien und es verweist somit auf das vorangestellte Zitat: „Rock ‚n‘ Roll ist hauptsächlich eine Haltung“. Der dies sagt, muss es wissen. Von Graham Nash stammen die Worte, jenem Sänger und Gitarristen, der die Hollies mitgründete und nun seit über vier Jahrzehnten Mitglied von Crosby, Stills & Nash ist. Dass dieser Name den Bildband schmückt, hat nichts mit dem üblichen marketingrelevanten „name dropping“ zu tun. Nash lieferte nicht nur ein paar wohlfeile Rocküberzeugungen ab, sondern zeichnete für die komplette Bildauswahl verantwortlich. Diese Tatsache verwundert nur so lange, bis der Leser erfährt, dass Nash selbst als Photograph tätig war und leidenschaftlicher Sammler ist.
Nun kann nicht behauptet werden, dass das Verlagswesen mit Bildbänden geizt. Gerade, weil die populäre Musik ohne die visuelle Komponente undenkbar ist, werden fleißig entsprechende Publikationen produziert. Ist Icons of Rock nur ein weiterer Photoband? Ganz eindeutig nicht, denn Nash hat bei der Zusammenstellung neben bekannten Photographien auch viele Überraschungen ausgewählt. So ist der eingangs erwähnte Gitarrist weder Popstar, noch trägt er eine echte Gitarre. Das Bild zeigt einen kleinen Jungen, um dessen Hals ein Pappschild mit Bindfäden hängt. Ein paar Seiten vorher steht Jimi Hendrix in derselben Pose da und dieser feine Einfall beweist, dass es Nash weniger um Heiligenverehrung geht (wie im Titel angedeutet), sondern um die ins Bild übertragene Energie, die er mit der Rockmusik verbindet. Ob es diese Energie, diese Haltung letztlich gibt, ist irrelevant; sie existiert in den Photographien, und nur das zählt. Der Band enthält überwiegend Bilder von prominenten Musikern, vornehmlich aus den 1950er bis 1970er Jahren: u.a. Beatles, Janis Joplin, Elvis Presley, Neil Young, und immer wieder Bob Dylan. Auch die Photographen gehören zur ersten Liga ihres Fachs, etwa Anton Corbijn, Annie Leibovitz, Jim Marshall und auch Graham Nash selbst.
Außergewöhnliche Blickwinkel enthält der Band einige: die Hände von John Lee Hooker und Bob Dylan, Brian Wilson im Supermarkt und Sting im Rückspiegel eines Motorrads. Oder die berühmte Aufnahme von Neil Youngs LP After the Gold Rush, auf der im Original auch Nash zu sehen war. Den meisten Bildern hat Nash kurze Zitate beigestellt, die man sich gerne ausführlicher gewünscht hätte. Dies sei aber auch die einzige Kritik an dem Bildband, der das Wohlgefallen aller Fans klassischer Rockmusik finden wird.

Michael Stapper
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 286f.

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