Thomas Voigt: Jonas Kaufmann. “Meinen die wirklich mich?”

Voigt, Thomas: Jonas Kaufmann. „Meinen die wirklich mich?“ – Leipzig: Henschel, 2010. – 176 S.: 40 Abb.
ISBN 978-3-89487-669-2 : € 19,90 (kart.)

Er gehört zu den Topstars der nationalen und internationalen Opernszene: der deutsche Tenor Jonas Kaufmann (*1969). Spätestens seit seinem sensationellen Debüt als Alfredo in Verdis La Traviata an der Metropolitan Opera in New York am 4. Februar 2006 ist sein Name in aller Munde. Die Presse sieht in ihm den „neuen König der Tenöre“, der sich getrost als legitimer Nachfolger des legendären Fritz Wunderlich bezeichnen darf. Kaufmann vereinigt in seiner Person alles, was man zu einer Weltkarriere als Tenor braucht. Blendendes Aussehen und eine gute, baritonal timbrierte Stimme gehen bei ihm eine ideale Verbindung ein.
Pünktlich zu seinem diesjährigen Bayreuth-Debüt als Lohengrin ist nun eine lesenswerte Abhandlung von Thomas Voigt, seines Zeichens freier Autor, Journalist und Filmemacher über den exzellenten Sänger erschienen. In diesem nicht allzu umfangreichen, leicht zu lesenden und informativen Band, zu dem Placido Domingo, der Kaufmann als einen „Sänger ganz nach meinem Herzen“ (S. 8) bezeichnet, das Vorwort beigesteuert hat, beleuchtet Voigt ausführlich das bisherige Leben des Ausnahmesängers. Dabei beschränkt er sich nicht auf seine eigene Sicht, sondern lässt Kaufmann in zahlreichen Interviews auch selber zu Worte kommen. Munter plaudert dieser aus dem Nähkästchen, spricht von seiner Kindheit in München, von seinem Studium sowie dem anschließenden Erstengagement am Pfalztheater Kaiserslautern, von Stimmkrise und Neubeginn, von ersten Erfolgen in Stuttgart und Zürich sowie von seinem Familienleben und seinen Erfahrungen im Musik-Business. Ausführlich werden Licht- und Schattenseiten des Sängerberufes beleuchtet. Das liest sich alles gut. Es erschließt sich dem Leser das Bild eines genialen Tenors, dem der Erfolg durchaus nicht zu Kopf gestiegen ist, der sich trotz wachsenden Ruhmes herrlich unkompliziert gibt und der nach den Vorstellungen gerne mit seinen Fans Kontakt aufnimmt und Autogramme gibt. Voigt zitiert viele Kaufmann lobende Stimmen, berücksichtigt aber auch die etwas kritischeren Einwendungen von Jürgen Kesting. Persönliche Beiträge von Kaufmanns Frau Margarete Joswig sowie weiteren Kollegen und Freunden runden das Bild des z.Zt. wohl berühmtesten deutschen Tenors ab, auf dessen weiteren Werdegang man schon gespannt sein kann.

Ludwig Steinbach
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 274f.

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