Pepi Hofer: Das Pferd in der Cellostunde. Praktische Beispiele für kindgemäßen Instrumentalunterricht unter Anwendung der Impact-Pädagogik [Cortina Wuthe]

Hofer, Pepi: Das Pferd in der Cellostunde. Praktische Beispiele für kindgemäßen Instrumentalunterricht unter Anwendung der Impact-Pädagogik. – Mainz: Schott, 2011. – 111 S.: Ill. (Üben & Musizieren – Texte zur Instrumentalpädagogik)
ISBN 978-3-7957-0788-0 : € 14,95

„Das zieht einem ja die Socken aus“, meint Pepi Hofer. So kommt Nina zur nächsten Cellostunde in Strumpfhosen, um fortan die unsauberen Takte den Socken und die sauberen den Strumpfhosen zuzuordnen. Nicht lange, und sie kann barfuss spielen.
Nach wenigen Seiten weiß man, dass der Autor ein charismatischer, außergewöhnlicher Instrumentalpädagoge ist. Man bewundert seine Schlagfertigkeit und sein Einfühlungsvermögen. In 111 ungeordnet knappen Anekdoten gibt Pepi (Josef) Hofer Dialoge und Begebenheiten seines Violoncellounterrichts an der Liechtensteiner Musikschule sowie an der Schweizer Kantonsschule Sargan wieder. „Diese Sammlung von ‘Kindermund’ im Unterricht ist aber viel mehr als eine augenzwinkernd unterhaltsame Lektüre“, schreibt sein Mentor, der international renommierte Frankfurter Cellist Gerhard Mantel, im Vorwort. Pepi Hofer begegnet seinen Schülern im Alter von 5 – 16 Jahren auf Augenhöhe ohne Autorität einbüßen zu müssen. Nur große Vertrautheit und Wertschätzung im Lehrer-Schüler-Verhältnis lassen solch eine erlebnisreiche Beispielsammlung zu.
Was der Laie als Unterrichten mit Metaphern oder Vergleichen bezeichnen würde, benennt die Psychologin (und Ehefrau) Maya Hofer als Impact-Technik. Sie erläutert nachvollziehbar, dass Kinder zum Begreifen nicht nur das Wort sondern vor allem Geschichten und Bilder brauchen. Eigentlich weiß man das, aber es ist praktisch schwer umsetzbar. Pepi Hofer ist ein Meister in der Anwendung dieser Technik. Informationen und Anregungen werden bei ihm so verpackt, dass sie wirksam beim Schüler ankommen und eine nachhaltige Reaktion auslösen. Er schildert glaubwürdig alle Situationen des Instrumentalunterrichts. Dabei beschreibt er nicht nur das ungeduldige, lustlose oder übereifrige Kind. Er unterrichtet auch Null-Bock-auf-Nichts-Schüler oder Jugendliche, die bereits das Aufgeben des Instrumentalunterrichts beschlossen haben. Die Wirkung eigener Fehler oder die Folgen seiner längeren Erkrankung werden nicht ausgelassen. Nebenbei erfährt man einiges über die Spieltechnik des Violoncellos.
Das Lektorat hat allerdings einen Fehler übersehen: auf S. 42 wird aus Silvia plötzlich Sandra.
Das Pferd in der Cellostunde vermittelt Pädagogen (auch außerhalb der Musikschule) sowie Eltern hilfreiche Tipps und schult die Beobachtungsgabe. Die Anwendung der Impact-Technik ist sicherlich nicht jedem Lehrer gegeben. Die Beispiele sind jedoch so prägnant, dass Bilder in Erinnerung bleiben müssen. Fotos, Kinderzeichnungen und Kartengrüße bereichern die Rezeption des Buches und motivieren den Leser.
Jeweils 50 bestechend kurze Anregungen und Tipps für Eltern und Kinder beenden das Büchlein. Sie sind so simpel wie wirksam.
Für Pädagogen und Eltern ist dieses Buch eine hoffnungsvolle Fundgrube. An Musikschulen darf es von Lehrer zu Lehrer weitergereicht werden. Bibliotheken sei es in der Anschaffung und Literaturvermittlung sehr empfohlen.

Cortina Wuthe
Berlin, 20.09.2011

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Rezension, Sonstiges abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.