Oliver Steger: Ella und Ludwig entdecken die Musik: Noten, Rhythmus, Melodien [Cortina Wuthe]

Steger, Oliver: Ella und Ludwig entdecken die Musik: Noten, Rhythmus, Melodien / Ill.: Peter Friedl. – Wien [u.a.] : Betz, 2011. – 30 S. : Ill., 1 Audio-CD. (Das musikalische Bilderbuch)
ISBN 978-3-219-11469-0 : € 19,95 (geb.)

Zwei Mäuslein hüpfen vergnügt und vielversprechend auf dem Notenpapier herum. Die Mäuse Ella und Ludwig leben ahnungslos auf einem Dachboden und wundern sich über merkwürdige Geräusche. Durch ein Astloch beobachten sie ein Kommen und Gehen von kleinen Menschen mit Gegenständen. Habt ihr vielleicht eine Idee, in was für einem Haus Ella und Ludwig wohnen? Diese erste Seite ist für Kinder ab 4 Jahren.
Eines Nachts hören sie durchs Astloch einen Hilferuf. An einer Schnur retten sie ein kleines schwarzes Etwas, das sich als die aus dem Papier gefallene Note „eingestrichenes A“ vorstellt. Die Seite endet mit einer Mäusejause (nicht allen deutschsprachigen Kindern bekannt) und der ersten vieler weiterer Definitionen in farbig unterlegten Kästen: Musik ist eine bewusste Folge von Tönen
Das ehrgeizige, zuweilen altkluge A erklärt Ella und Ludwig bei dem gemeinsamen Streifzug durch die Musikschule und mit Unterstützung des Klaviers in zwei Tagen alle theoretischen Grundlagen der Musiklehre. Vom Intervall, Akkord, den Tonarten, Oktave, Stimmung, Tonleiter, Rhythmus, Quintenzirkel, Instrumentenkunde – also alles, was das 4-jährige nicht hochbegabte Kind zum Erlernen seines Instrumentes wissen möchte?
Die gute Absicht Oliver Stegers, bereits sehr kleine Kinder mit Musiklehre vertraut zu machen, kann gewürdigt werden. Die dritte Zusammenarbeit des österreichischen Jazzbassisten und dem Berliner Illustrator Peter Friedl beim Betz-Verlag scheitert jedoch an der Unklarheit der Zielgruppe. Weniger wäre hier entschieden mehr gewesen. Leider kann auch die markante Stimme des Schauspielers Martin Schwanda die CD nicht retten. Sie kann allein kaum angehört werden, während des Vorlesens ist sie jedoch schwierig zu handhaben. Ständig sind Trackwechsel der im Buch abgedruckten Musikbeispiele erforderlich (z.B. von Track 2 auf Track 20 auf S. 11-12 usw.). Die ausschließlich jazzigen Musikbeispiele und –stücke, überwiegend vom Autor komponiert und mit seiner Jakob Pocket Band eingespielt, schleppen sich langatmig dahin. Der Musiker Peter Schindler hätte dies mit seinen Kinderliedbearbeitungen des Hoppel Hoppel Rhythm Club besser gemacht.
Weitere Störfälle: z.B. wird bei der Klarinette nachvollziehbar erklärt, warum es ein Holzblasinstrument ist. Bei der Flöte (abgebildet ist eine Querflöte) wird festgestellt, dass sie ebenfalls dazugehört. Warum? Der Kontrabass ist die größte „Geige“. Cello, Bratsche und Violine sind … andere Geigengeschwister. Und was ist nun eine Geige? Zahlreiche Behauptungen im Text wirken aufgesetzt.
Das Bilderbuch bezaubert kleine Kinder durch die liebevollen Illustrationen. Die Definitionen sind verzichtbar, die CD eigentlich nicht.
Das Buch kann in der musikalischen Früherziehung mit pädagogischer Begleitung und besseren Musikbeispielen genutzt werden. Für das Lesen zu Hause bleibt es selbst für 8-jährige inhaltlich ein anspruchsvolles Sachbuch mit einer Kleinkindgeschichte.
Für Kinder ab 4 Jahren

Cortina Wuthe
Berlin, 01.09.2011

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