Sebastian Knauer: Tödliche Kantaten. Ein Musikkrimi [Bettina von Seyfried]

Knauer, Sebastian: Tödliche Kantaten. Ein Musikkrimi. – Hamburg: Ellert und Richter, 2011. – 192 S.
ISBN 978-3-8319-0429-7 : € 8,95 (kart.)

Der umtriebige, nimmermüde Übervater Johann Sebastian Bach als Mittelpunkt eines kriminalistischen Ernstfalls. Die Musikgeschichte als Tummelplatz für eine schräge Geschichte, eine tragische Verwicklung, einen wahrhaftigen Kriminalfall. Eine gute Idee. Wie in jedem James Bond-Film gibt es auch hier einen extremen, einen besonders gefährlichen und in seiner speziellen Richtung fanatischen Großen, der das Geschehen in seinen schmutzigen Händen hält.
Als Diplom Volkswirt, der gerne besser Klavier spielen könnte, wurde der Autor Journalist, schrieb in der Vergangenheit mehrere Krimis und kam durch sein Engagement für die „Stiftung Johann Sebastian Bach“ für das Projekt „Eine Orgel für Bach in St. Katharinen“ in Hamburg zu folgendem Plot: Durch Zufall stoßen die Protagonisten der Story in Leipzig auf den Hinweis, dass 200 verloren geglaubte Kantaten und weitere wertvolle Kompositionen des Altmeisters noch existieren. Aber wo? Die Suche geht los. Geschickt entwickelt der Autor den Fall von verschiedenen Enden, ja verschiedenen Kontinenten, die nach und nach miteinander verschlungen werden. Ein harmloser Sachverhalt scheint es zu sein. Ein historisches Ereignis von einigem Rang, möchte man meinen. Doch keineswegs. Der erste Mord geschieht bereits auf den ersten dreißig Seiten. Und es dauert nicht lange, bis man um das Leben der jungen Bratschistin zu zittern beginnt. Die Geschichte wird zügig erzählt, bricht an zentralen Enden des Verlaufs spannungssteigernd ab und hält den Leser am Stoff. In diese fortschreitende Handlung streut der Autor einige Musikkenntnisse in den Handlungsverlauf ein. Eine farbige Anreicherung – nicht mehr, nicht immer überzeugend, oft wie hingeworfen. Es bleiben Brosamen des Kulturbetriebes auf dem Weg zum Grande Finale. Ob der Leser die interessanten Zusammenhänge mit der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz auf diese Weise begreift, ist zu bezweifeln. Der neue Lebenshorizont des Autors fließt gemächlich in das Geschehen ein, warum nicht. Natürlich werde ich hier nichts weiter verraten. Sie sollen selber lesen. Eine nette Sommerlektüre ist das Buch, nicht wirklich anspruchsvoll. Es ist unterhaltsam und sprachlich nicht durchgehend von der Dichte, mit der das Ganze schwungvoll startet. Zum Ende hin vergisst der Autor das „Schöne Schreiben“ und erzählt spannend den nun wirklich höchst kriminellen Teil dieser Story. Eine prima Idee und vielleicht ein neuer Weg, Menschen den Zugang zum Großen und Ganzen der Musik zu bereiten. Wäre toll. Lesenswert.
Wer mehr über Bachs Kantaten nachlesen will, dem empfehle ich z. B. diesen Einstieg.

Bettina von Seyfried
Berlin, 23.08.2011

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