Johann Christian Heinrich Rinck: Drei Sestetti – Partitur / Hrsg. v. Christoph Dohr

Johann Christian Heinrich Rinck: Drei Sestetti. Partitur / Erstdruck hrsg. von Christoph Dohr. – Köln: Dohr, 2006. – 136 S.: Ill., Faks.
ISMN M-2020-1345-8 : € 69,80 (geb.)

Lange Zeit war der Komponist Johann Christian Heinrich Rinck (1770–1846), der zu seinen Lebzeiten internationalen Ruhm genoss, in Vergessenheit geraten. Erst seit wenigen Jahren wagt man es wieder, sich mit seinen Werken zu beschäftigen, sie wieder aufzulegen oder auch neu zu edieren. In dieser Hinsicht ist der Kölner Verlag Dohr führend, das umfangreiche Verlagsprogramm wird nun um einen interessanten Erstdruck erweitert. Drei Sestetti in der aparten Besetzung Horn, Klarinette, bzw. Oboe, Violine, Viola, Violoncello und Cembalo, herausgegeben von Christoph Dohr, stehen nun dem entdeckungsfreudigen Musikliebhaber als Studienpartitur zur Verfügung. Im ausführlichen und informativen Vorwort des Herausgebers wird das Werk in den Kontext des Rinckschen Schaffens gestellt. Entstanden sind die Sestetti, die in ihrer Faktur den Werken von Haydn und Mozart ebenbürtig sind, etwa 1804, also gegen Ende seiner Dienstzeit als Stadtorganist in Gießen. Da die Produktion von Kammermusik nicht zu Rincks Aufgabenbereich zählte, liegt die Vermutung nahe, dass er sich seinen weiteren Werdegang nicht unbedingt als Kirchenmusiker vorgestellt hat, sondern auch auf eine Kapellmeisterstelle spekuliert zu haben scheint. Im Rahmen einer Bewerbung hätte er auf dieses Werk zwanglos zurückgreifen und es gegebenenfalls für ein größeres Ensemble bearbeiten können. Die Berufung Rincks nach Darmstadt, wo er sich auf die Kirchenmusik konzentriert und die Kirchenmusikreform energisch in Gang gebracht hat, sorgte dafür, dass dieses Werk dauerhaft in der Schublade landete.
Die vorliegende Ausgabe zeichnet sich durch ein großes Format und ein entsprechendes Notenbild aus. Kleinliche Naturen könnten bemängeln, dass die Legatobögen auf Seite 64f durch die Notenköpfe geführt werden oder dass auf der ersten Seite ein Notenkopf in einem Cembaloakkord fehlt, aber das sind Petitessen, die den Wert dieser Erstausgabe in keiner Weise schmälern. Ein Editionsbericht vervollständigt diese schöne Ausgabe.

Marianne Noeske
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 28 (2007), S. 183

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