Chris Heath: Reveal: Robbie Williams. Enthüllungen [Claudia Thieße]

Heath, Chris: Reveal: Robbie Williams. Enthüllungen / Aus d. Engl. übersetzt von Katharina Förs, Heide Horn, Christa Prummer-Lehmair, Gerlinde Schermer-Rauwolf, Sonja Schuhmacher, Barbara Steckhan und Robert A. Weiß. – Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2017. – 654 S.: 8 s/w-Abb.
ISBN 978-3-498-03036-0 : 24,95 € (geb.; auch als e-Book)

„Tagebuch eines modernen Entertainers“: So nennt Robbie Williams selbst seine zweite Biografie Reveal, die – wie die erste aus dem Jahr 2004 – von Musikjournalist Chris Heath verfasst wurde. Sie handelt von den letzten zehn Jahren, mehr noch: Sie vermittelt (oder suggeriert?) Einblicke in das Leben eines Popstars, der mit sich selbst, seinen Ängsten, seinen Depressionen, seiner Drogensucht und Alkoholabhängigkeit ringt, die Boygroup-Vergangenheit hinter sich lassen möchte, das Comeback schafft und auch privat durch Familiengründung sein Glück findet.
Autor Heath scheint hautnah dabei zu sein, begleitet die Familie Williams seit Jahren intensiv, schildert im Buch unzählige Situationen, in denen er Gespräche wörtlich wiedergibt. Er zeichnet ein detailliertes Bild des Rob Williams („Robbie“ ist er auf der Bühne), das in seiner Ausführlichkeit wahre Fans sicherlich fasziniert; für alle anderen, selbst für interessierte Robbie Williams-Kenner (wie die Autorin dieser Zeilen) sind die 654 Seiten umfangmäßig dann aber doch eher eine Herausforderung.
Das Buch besteht aus acht Kapiteln, in denen der Autor jeweils zwischen Jetzt-Zeit (2016) und Vergangenheit springt und sich dabei behutsam von 2006 vorwärts arbeitet. Anhand vieler Anekdoten und unterhaltsamer Erzählungen erleben wir Robs schwerste Zeit mit, erfahren von Zusammenbrüchen auf Tourneen, von vielen Affären und den Startschwierigkeiten in der Beziehung mit seiner jetzigen Frau Ayda. Mit ihr ist der Popstar schließlich doch sesshaft geworden, hat zwei Kinder und hält sich am liebsten zurückgezogen in seiner gewohnten Umgebung mit seiner Familie auf. Seit Jahren lebt er in Los Angeles, wo er relativ unerkannt bleibt, da er karrieretechnisch den Sprung nach Amerika nie geschafft hat. Trotzdem begegnet er anderen Stars und Künstlern: Mal kommt sein Nachbar Tom Jones vorbei, mal arbeitet er mit Michael Bublé oder Rufus Wainwright zusammen. Andere Prominente dürften Nicht-Briten weniger bekannt sein, aber das stört den Lesefluss nicht.
Ist das Ganze authentisch? Die Situationen, die Heath schildert, haben vermutlich so oder so ähnlich stattgefunden. Anders sieht es bei Williams‘ Erzählungen aus. Zwar plaudert der „ehrlichste Weltstar“ recht offen in Interviews, doch existieren seine Geschichten in unterschiedlichsten Fassungen, sind somit Inszenierung des Entertainers und Schauspielers Robbie Williams. Allerdings sind es unterhaltsame Geschichten, in deren Kern sicherlich Wahrheit steckt: das Leben eines Mannes, der viel zu jung zum Popstar aufstieg, nach eigener Aussage niemals wirklich erwachsen wurde und nun versucht, sein Leben zu meistern. Und bei aller Abgehobenheit, die immer wieder aufblitzt, muss man ihn irgendwie doch einfach mögen, diesen Rob / Robbie Williams.

Claudia Thieße
Potsdam, 30.11.2017

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