Christoph Willibald Gluck und seine Zeit / Hrsg. v. Irene Brandenburg

Christoph Willibald Gluck und seine Zeit / Hrsg. und mit einem Vorwort von Irene Brandenburg. Neuausg. – Laaber: Laaber, 2010. – 400 S.: s/w-Abb., Notenbsp., Tab. (Große Komponisten und ihre Zeit)
ISBN 978-3-89007-252-4 : € 39,80 (geb.)

Inzwischen gibt es in der renommierten Reihe Große Komponisten und ihre Zeit aus dem Laaber-Verlag über 30 Bände und wer sie kennt, ist gewohnt, ein qualitativ hochwertiges Buch mit fundiertem wissenschaftlichem Text zu erhalten, das aber nicht nur für Fachleute lesbar ist, sondern ebenso für interessierte Laien. Der von der Musikwissenschaftlerin Irene Brandenburg herausgegebene Band über Christoph Willibald Gluck erfüllt diese Erwartungen durchaus. Wie in der Reihe üblich, hat die Herausgeberin, die als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Derra de Moroda Dance Archives der Universität Salzburg tätig ist, auch in diesem Band die Forschungsergebnisse bekannter Wissenschaftler in einzelnen Kapiteln zusammengefasst. Zu Beginn des Buches steht, wie es in der Reihe immer der Fall ist, eine Chronik, die „die wesentlichen Daten und Ereignisse in Glucks Leben mit relevanten musikgeschichtlichen, kulturellen, historischen und politischen Entwicklungen verknüpft“, schreibt Irene Brandenburg im Vorwort. Mit dem Namen Christoph Willibald Gluck (1714–1787) ist nahezu untrennbar die „Opernreform“ verbunden, mit der der Komponist einen „zukunftsweisenden Beitrag zur Entwicklung des Musiktheaters geleistet hat“, heißt es im Klappentext. Die Opernreform zieht sich wie ein roter Faden durch Glucks Leben und ist somit auch in jedem der vier großen Kapitel des Buches Thema. Das erste Kapitel widmet sich den ästhetischen Voraussetzungen und musikdramatischen Konzepten der Opernreform, liefert sozusagen das Basiswissen für die weiteren Entwicklungen derOper, die im zweiten und dritten Kapitel („Gluck in Wien“ und „Gluck in Paris“) beschrieben werden. Mit einem Ausblick auf die Wirkungsgeschichte der Opern Glucks im 19. Jahrhundert in Kapitel 4 wird die Lebensgeschichte abgerundet. In jedem Kapitel beleuchten die verschiedenen Autoren die Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven. Dies ermöglicht dem Leser, sich ein umfassendes Gesamtbild zu machen und die Beiträge kritisch miteinander zu vergleichen. Neu jedoch sind diese Forschungsergebnisse leider alle nicht. Sämtliche Aufsätze sind bereits andernorts publiziert worden, was vielleicht nicht einmal verwerflich ist, jedoch hätte man erwarten können, dass wenigstens die Literaturangaben, die am Schluss eines jeden Aufsatzes zu finden sind, auf dem neuesten Forschungsstand sind. Dies ist leider nicht immer der Fall.
Ein Anhang von exakt 60 Seiten bietet neben zahlreichen, teils mit Erläuterungen versehenen Bildern auch Quellenmaterial wie Briefe, Opernzettel oder handschriftliche Partiturauszüge, ergänzt durch ein Werkverzeichnis, ein ausführliches, thematisch sortiertes Literaturverzeichnis und ein 5-seitiges Personenregister.
Das Buch ist zwar nicht ganz aktuell, aber – von sehr vereinzelten sprachlichen Fehlern abgesehen – sorgfältig gearbeitet und schön zu lesen. Bibliotheken mit Musikbestand sollten es aufgrund des Gesamtüberblicks besitzen, da es trotz seiner wissenschaftlichen Ausrichtung auch für interessierte Laien von großem Interesse sein kann.

Barbara Wolf
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 170f.

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