Klaus-Dieter Fischer, Nicholas G. Žekulin u. Katrin Müller-Höcker: Pauline Viardot-Studien [Peter Sommeregger]

Fischer, Klaus-Dieter und Nicholas G. Žekulin: Die Beziehungen Pauline Viardots und Ivan S. Turgenevs zu Weimar; Katrin Müller-Höcker: Pauline Viardots Orpheus-Interpretation in der Berlioz-Fassung von Glucks Orphée - Hildesheim [u.a.]: Olms, 2016.- VII; 330 S.: Abb. (Viardot-Garcia-Studien ; 5)
ISBN 978-3-487-15278-3: € 59,80 (geb.)

Der vorliegende Band vereint zwei Einzelstudien einer geplanten Reihe von Darstellungen bestimmter Aspekte der Biographie Pauline Viardot-Garcias. Man kann sie als Ergänzung oder Fortschreibung der von Beatrix Borchard soeben vorgelegten großen Biographie  der Sängerin und Komponistin, Pauline Viardot-Garcia. Fülle des Lebens, ansehen.
In der ersten der beiden Studien unterziehen sich die Autoren Klaus-Dieter Fischer und Nicholas G. Žekulin der Aufgabe, Aufenthalte und/oder Bezüge Viardots und Turgenevs zur Stadt Weimar und dem dortigen Hof zu dokumentieren. Schwerpunkte sind die Begegnungen, aber auch die Korrespondenz Viardots mit Franz Liszt, von dem sie als junges Mädchen Klavierunterricht erhielt.
Breiten Raum nimmt der Bericht über Vorbereitung und Aufführung von Viardots Operette Der letzte Zauberer ein, die unter Beteiligung von Viardots Kindern und Ivan Turgenevs stattfand. Vorbildlich die Zitierweise der zahlreich abgedruckten Briefe, jeweils in der Originalsprache und, wo erforderlich, auch in deutscher Übersetzung.
Die zweite hier abgedruckte Studie widmet sich ausschließlich Viardots Interpretation der Rolle des Gluck’schen Orpheus in der Bearbeitung von Berlioz. Die Autorin, Katrin Müller-Höcker hat sich als Sängerin und Pädagogin bereits einen Namen gemacht. Die Studie versucht unter allen nur erdenklichen Aspekten Material über die von den Zeitgenossen enthusiastisch aufgenommenen Aufführungen in Paris und Baden-Baden zusammenzutragen. Deutlich über hundert Seiten werden dem Thema gewidmet, unzählige Quellen ausgewertet. An Bildmaterial sind außer zeitgenössischen Zeichnungen nur einige wenige Photographien Viardots in dieser Rolle vorhanden, sie stammen aus dem Jahr 1859 und können naturgemäß unseren heutigen Ansprüchen nicht genügen, vor allem die lange Belichtungszeit lässt Viardots Gesten als erstarrt und eher unnatürlich erscheinen.
Die Singstimme Viardots ist uns zeitbedingt nicht erhalten, aber die existierenden Aufnahmen von Schülerinnen könnten zumindest Hinweise auf den speziellen Stil und die Technik der Sängerin liefern. So existiert z.B. eine Aufnahme der Fides-Arie aus Meyerbeers Prophet von Marianne Brandt, deren Stimme Turgenev als jener der Viardot sehr ähnlich bezeichnet hat. Dass die Autorin, die ja selbst Sängerin ist, die Chance einer Analyse dieser Aufnahme sowie weiterer Tondokumente aus dem Kreis der Viardot-Schülerinnen nicht ergreift, muss verwundern. Eine solche Analyse hätte die in der Summe etwas ermüdenden Ausführungen über eine weder optisch noch akustisch nachvollziehbare Interpretation zumindest bereichert.

Inhaltsverzeichnis

Peter Sommeregger
Berlin, 06.07.2016

Dieser Beitrag wurde unter Gluck, Christoph Willibald (1714–1787), Komponistin, Liszt, Franz (1811-1886), Viardot, Pauline-Garcia (1821-1910) abgelegt und mit , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.