Basiswissen Kirchenmusik. Ein ökumenisches Lehr- und Lernbuch in vier Bänden [...] / Hrsg. v. Hans-Jürgen Kaiser und Barbara Lange

Basiswissen Kirchenmusik. Ein ökumenisches Lehr- und Lernbuch in vier Bänden zur Grundausbildung und Berufsbegleitung evangelischer und katholischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker / Hrsg. von Hans-Jürgen Kaiser und Barbara Lange[…] – Stuttgart: Carus, 2009. – getr. Pag.: Notenbsp., Tab., farb. Ill.
ISBN 978-3-89948-111-2 (Gesamtwerk) : € 129,00 (kart.)
Band 1: Theologie – Liturgiegesang / Hrsg. von Richard Mailänder und Britta Martini.– 216 S.
ISBN 978-3-89948-122-8 : € 39,00
Band 2: Chor- und Ensembleleitung / Hrsg. von Christfried Brödel und Reiner Schuhenn. – 248 S.
ISBN 978-3-89948-123-5 : € 39,00
DVD Workshop Dirigieren (zu Band 2) / Hrsg. von Judith Schnell und Reiner Schuhenn.
EAN 4 009350 241191 : € 19,00 (DVD: ca. 45 min.)
Band 3: Musiktheorie – Liturgisches Orgelspiel / Hrsg. von Thomas Albus und Franz Josef Stoiber. – 192 S.
ISBN 978-3-89948-124-4 : € 39,00
Band 4: Orgelliteraturspiel – Orgelbaukunde / Hrsg. von Winfried Bönig und Ingo Bredenbach. – 192 S.
ISBN 978-3-89948-125-9 : € 39,00
Registerband mit Zeittafeln und Tabellen zur Kirchenmusik / Hrsg. von Hans-Jürgen Kaiser und Barbara Lange. – 56 S.
ISBN 978-3-89948-126-6 : € 9,90 (geheftet)

Enten können laufen, schwimmen und fliegen, allerdings alles nur ein wenig. Von Kirchenmusikern wird erwartet, dass sie die Gemeinden bei Gottesdiensten auf der Orgel begleiten, sich aber auch konzertant hören lassen. Sie sollen singen können und ihre Chöre zu anhörbaren Ensembles machen. Sie sollen den Nachwuchs der Chöre heranziehen und manchmal den Kindern die Flötentöne beibringen. Sie sollen den Gregorianischen Choral pflegen können oder mit einem Posaunenchor kooperieren. Sie sollen passend zu Kirchenjahreszeit und Anlass Musik (er)finden und aufführen. Alle Informationen, die sie bisher dafür brauchten, waren in vielen unterschiedlichen, mehr oder weniger gut zugänglichen Publikationen verstreut, von deren Existenz sie eventuell während des Studiums oder während einer Schulung erfahren haben. Das gilt in gleicher Weise für evangelische und katholische Kirchenmusiker. In den nun vorliegenden vier Bänden Basiswissen Kirchenmusik sind die grundlegenden Gebiete des Kirchenmusikerdaseins so kurz wie inhaltsreich für beide Konfessionen umrissen. Herausgegeben wurden sie vom Fuldaer Domorganisten Hans-Jürgen Kaiser, der Vorsitzender der Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Ausbildungsstätten für katholische Kirchenmusik in Deutschland ist, und von der Kirchenmusikerin Barbara Lange, die u.a. die Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch herausgibt. Dieser ökumenische Ansatz ist einzigartig und eine großartige Gelegenheit, über seinen konfessionellen Tellerrand zu schauen. Die einzelnen Bände werden jeweils von einem konfessionsverbindenden Autorenpaar inhaltlich verantwortet, 45 namhafte Autoren haben insgesamt zum Basiswissen Kirchenmusik ihre Kenntnisse beigetragen.
Band 1 bietet instruktive Aufsätze zu den Bereichen „Theologisches Grundwissen“, „Gregorianischer Choral“, „Kirchenlied und Gesangbuch“ und auch „Liturgisches Singen im evangelischen Gottesdienst“. Natürlich ist die konfessionelle Prägung gerade in diesem Band nicht zu übersehen, doch die Ökumene im Vorbeilesen ist sehr interessant. Herausgegeben wurde dieser Band vom Kölner Erzdiözesankirchenmusikdirektor Richard Mailänder und von der Berliner Studienleiterin für kirchenmusikalische Aus- und Fortbildung Britta Martini.
Mit Chor- und Ensembleleitung beschäftigt sich der zweite Band, der von Christfried Brödel, dem Chorleitungsprofessor und Rektor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden, und vom Kölner Professor für Chor- und Orchesterleitung Reiner Schuhenn verantwortet wurde. Das Spektrum der Aufsätze reicht von einem Abriss der Chormusikgeschichte über Proben- und Dirigiertechnik bis zur Arbeit mit Blasorchester, Band oder Blockflötenensemble. Dabei werden organisatorische Fragen und außermusikalische Details, die über Erfolg oder Scheitern der musikalischen Arbeit entscheiden, ausführlich behandelt. Zum zweiten Band gehört eine DVD, die dem Leser dirigiertechnische Fragen detailliert vor Augen führt und am Beispiel der Einstudierung und Aufführung einer Motette von Albert Becker durch den Figuralchor Bonn (unter Mitwirkung der Redakteurin von FORUM MUSIKBIBLIOTHEK) in einen größeren Zusammenhang stellt.
Der dritte Band spannt den Bogen von der Musiktheorie über die Gehörbildung bis zur Praxis des gottesdienstlichen Orgelspiels. Zunächst werden sehr übersichtlich und leicht verständlich die musiktheoretischen Grundlagen vermittelt, so dass sich folgerichtig die Grundlagen des Tonsatzes anschließen können. Dabei beschränkt sich der Regensburger Domorganist Franz Josef Stoiber auf die harmonischen Gepflogenheiten des 17. und 18. Jahrhunderts und verzichtet auf die Erklärung kontrapunktischer Kompositionstechniken. Über diese harmonischen Einschränkungen setzt sich der Autor des Kapitels „Anregungen für Vorspiele und Intonationen“, Christoph Georgii, hinweg und schließt die Lücke zwischen 18. und 21. Jahrhundert. Auch die wachsende Nähe von Popularmusik und Kirchenlied wird in mehreren Aufsätzen beleuchtet. Herausgegeben wurde der dritte Band von Thomas Albus (Professor für Tonsatzund Gehörbildung an der Hochschule für Kirchenmusik in Bayreuth) und Franz Josef Stoiber.
Band 4 beschäftigt sich mit der Geschichte der Orgelmusik, die zum einen ausgehend von einzelnen Gattungen entwickelt wird und sich zum anderen von der Geschichte des Orgelbaus nicht trennen lässt. Neben den gattungs- und baugeschichtlichen Fragen kommen in diesem Band auch Fragen der Klanggestaltung von Orgelmusik und Übetechniken nicht zu kurz. Der Kölner Domorganist Winfried Bönig und der Rektor der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen, Ingo Bredenbach, zeichnen für diesen Band verantwortlich.
Allen vier Bänden gemeinsam ist ein breiter Rand, auf dem Platz für ergänzende Texte, Bilder, Stichwörter, eigene Notizen, Verweise, Fußnoten und teilweise auch Übungsaufgaben ist. Fast allen Aufsätzen ist zur Vertiefung der Themen ein Literaturverzeichnis beigegeben, zum Teil auch kommentiert. Jeder Band hat ein Verzeichnis der Herausgeber und Autoren, ein eigenes Sachregister und auch ein grobes Inhaltsverzeichnis der anderen Bände.
Als Ergänzung und Schlüssel für alle Bände ist der Registerband gedacht, der für die Kirchenmusik- und Liturgiegeschichte, für die Musik- und Kulturgeschichte, die Kirchengeschichte und die Weltgeschichte eine Synopse bietet. Es folgt ein Sachregister aller vier Bände, darauf ein entsprechendes Personenregister. Weiterhin gibt es ein Verzeichnis der Lieder und Gesänge sowohl mit ihrer Nummer in einem aktuellen Gesangbuch als auch mit ihrer Erwähnung in den vier Bänden. Katholische Messfeier und Evangelischer Gottesdienst werden in einer Tabelle einander gegenübergestellt, der Registerband wird mit einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis aller Bände abgeschlossen.
Obwohl die vier Bände ein großes Ganzes bilden und durch unzählige Verweise aufeinander bezogen sind, kann jeder Band auch für sich gelesen werden, da in den Einzelbänden außer den Kirchenmusikern durchaus auch weitere Zielgruppen angesprochen werden. So sind die Grundlagen in der Kinderchorleitung beispielsweise auch für Schulmusiker von Interesse oder die liturgischen Feinheiten für Religionslehrer oder Theologen. Für die Herausgeber war von größter Wichtigkeit, dass Kirchenmusiker aller Ausbildungsstufen leicht verständliche Informationen aus einer Hand erhalten. Mit dem vierbändigen Werk Basiswissen Kirchenmusik kann jeder, der in deutschsprachigen katholischen oder evangelischen Kirchen eine Kirchenmusikerstelle antreten will, antreten wird oder schon angetreten hat, sein Wissen solide aufbauen, erweitern und vertiefen. Basiswissen Kirchenmusik erhielt den Musikeditionspreis 2010 in der Kategorie Schul- und Unterrichtsliteratur für Erwachsene.
Es ist für alle Musikbibliotheken, aber auch für theologische und gemeindepädagogische Einrichtungen unbedingt empfehlenswert.

Marianne Noeske
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 31 (2010), S. 159ff.

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