Paul Brannigan und Ian Winwood: Birth School Metallica Death. Die Biographie [Rebecca Berg]

Brannigan, Paul und Ian Winwood: Birth School Metallica Death. Die Biographie / Aus dem Engl. von Henning Dedekind, Reiner Pfleiderer, Heike Schlatterer und Violeta Topalova. – München: Droemer, 2014 – 696 S.: Farb- und s/w-Abb.
ISBN 978-3-426-27647-1 : € 32,00 € (geb.; auch als e-Book)

Pechschwarz ist das Cover. Von rechts unten rollt sich eine züngelnde Schlange auf. Optisch erinnert der Buchdeckel an das – auch den Beinamen Black Album tragende – bis heute meist verkaufte Studioalbum einer der größten Metall-Bands aller Zeiten: Metallica. Und tatsächlich: In schwarz glänzenden Lettern stehen von oben nach unten angeordnet die prägnanten Worte: Birth School Metallica Death.
Paul Brannigan und Ian Winwood zählen zu den renommiertesten Musikjournalisten Großbritanniens und schreiben regelmäßig für Musik-Magazine wie Rolling Stone, Classic Rock und Metal Hammer. Über Jahre hinweg haben sie die vier Metall-Musiker im Studio sowie auf Reisen begleitet und dabei hunderte Stunden an Interviews zusammengetragen. In 21 Kapiteln inklusive Vorwort zeichnen die Autoren unverhohlen und zugleich mitreißend die Geschichte Metallicas von der Garage in Los Angeles bis auf die größten Bühnen der Welt nach. Eine Geschichte, wie sie selbst eingefleischte Fans kaum en détail kennen dürften. Die Kapitel der knapp 700seitigen Band-Biografie sind visuell durch Kreuze getrennt. Sie tragen die Namen von aussagekräftigen Song-Titeln, wie Blackened, Hero of the Day oder Pumping Blood.
Alles begann Anfang der 1980-er Jahre, als der aus Dänemark stammende Schlagzeuger Lars Ulrich über eine Anzeige den Sänger und Gitarristen James Hetfield kennen lernte. Sie beschlossen, die Heavy Metal-Szene zu revolutionieren – was ihnen gelingen sollte. Einige Jahre und Touren später feiert die daraus entstandene vierköpfige Band Metallica zusammen mit einer riesigen Fan-Gemeinde ihr erfolgreichstes Album, das erwähnte Black Album (1991). Anekdotenreich und authentisch plaudern Brannigan und Winwood aus dem Band-Nähkästchen und untermauern nicht selten Klischees von Sex, Drugs and Rock‘n’Roll, was gerade zu Karriere-Beginn als DAS Metall(ica)-Motto schlechthin erscheint. Die Rede ist von ausgiebigen Alkoholexzessen, bei denen die Bandmitglieder „voll wie die Haubitzen“ gewesen seien und „wenn die Arbeit des Abends getan war, wurde die Band“, so die Autoren, „ihrem neuen Spitznamen ,Alkoholica‘ gerecht“ (S. 205). Dies treibt letztendlich James Hetfield in die Sucht. Diverse dunkle Kapitel der Bandgeschichte werden hier schonungslos enthüllt, so auch der tragische Unfalltod des Bassisten Cliff Burton und das anfangs eher getrübte Verhältnis zu dessen Nachfolger Jason Newstead.
Dem gegenüber stand immer eine Musik, an der die Jungs bis heute hart und intensiv, gerade während der Aufnahme-Sessions, arbeiten. Vor allem James Hetfield und Lars Ulrich betreiben das Songschreiben anscheinend akribisch und unermüdlich. Ansonsten erleben die Leser mit, wie die bedeutenden Alben Master of Puppets und vor allem das selbstbetitelte schwarze Album entstanden sind. Man begleitet die Band auf ihren extrem langen Tourneen, welche sie an den Rand der körperlichen und psychischen Erschöpfung brachten. Im Buchinneren veranschaulichen zwei je acht Seiten umfassende Bildteile die Geschichte, z. B. im ersten Teil durch Jugendbilder oder handbeschriftete Tapes aus den Anfangszeiten. Im zweiten Bild-Teil sehen wir die Bandmitglieder mit ihren eigenen Familien. Darunter sind auch schwarz-weiß-Aufnahmen ihres früh verstorbenen Bassisten Cliff Burton, Tour-Aufnahmen mit neuen und alten Weggefährten, u. a. Dave Mustaine. Wer nach kurzweiligen rund 600 Schrift-Seiten noch nachrecherchieren will, kann in der Bibliografie, den Bildnachweisen sowie einem umfangreichen Register im hinteren Teil des Buches stöbern.
Die Quintessenz: Birth School Metallica Death ist alles andere als eine Band-Lobeshymne für Fans, sondern erklärt den ungebrochenen Erfolg eines seit über 30 Jahren existierenden Phänomens, das die Musikrichtung des Heavy Metal maßgeblich beeinflusste. Man könnte sogar behaupten, die Biografie von Metallica ist jetzt schon ein Stück musikalische Rockgeschichte. Die englische Originalausgabe erschien übrigens in zwei Bänden: Birth School Metallica Death (2013) und Into The Black, The Inside Story of Metallica (2014) bei Faber and Faber Limited, London.

Rebecca Berg
Frankfurt am Main, 10.12.2014

Dieser Beitrag wurde unter Biographie, Rezension abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.