Alexander J. und Ada Schneller (u.a.): That Jazz of Praha

Jazz of Praha CoverSchneller, Alexander J., Ada Schneller (u.a.): That Jazz of Praha. Vierzehn Jazz-Por­träts in Wort und Bild. – Prag: Vitalis, 2006. – 195 S.: zahlr. s/w Fotos
ISBN 3-89919-097-1 : € 19,90 (geb.)

„Prag ist eine musikalische Stadt“, heißt es im Vorwort (S. 12) des deutschsprachigen Buches, dessen englischer Titel etwas irritiert. Wer sich allerdings nicht für klassische Musik, sondern für Jazz interessiert, insbesondere für modernen Jazz, wird bei einem Aufenthalt in Prag etwas länger suchen müssen.Denn wie überall gehört dieser Mu­sikstil nicht zum touristischen Standardprogramm. Gerade Prag aber besitzt eine fas­zinierende Jazzszene. Nirgendwo sonst, nicht einmal in den USA, gibt es so viele Jazz­clubs, die jeden Abend ein Liveprogramm anbieten.
Um den Prager Jazz näher zu beleuchten, haben die Autoren vierzehn Jazzmusike­rInnen in Wort und Bild festgehalten. In den lebendigen und individuellen Porträts erzählen zwölf Instrumentalisten und zwei Sängerinnen über ihre eigene Geschichte, über Einflüsse und eigene Projekte, über das Leben in Prag sowie Arbeits- und Auf­trittsmöglichkeiten.
Den Gesprächen lag ein Fragebogen zugrunde, der genug Raum für Ergänzungen und Abschweifungen ließ, um die unterschiedlichen Persönlichkeiten zum Ausdruck zu bringen. Dem Leser erleichtert das zugrunde liegende Raster die Lektüre. Es macht z.B. die durch das kommunistische Regime bedingten Ähnlichkeiten in den Lebens­läufen deutlich, lässt aber auch die interessanten Unterschiede und Varianten klar er­kennen.
Ebenso wichtig wie das Wort ist in That Jazz of Praha das Bild. Dem Fotografen Christian Gerber sind sehr persönliche, direkte Aufnahmen gelungen, die die Persön­lichkeit der MusikerInnen einfangen. Manche seiner schwarz-weiß Aufnahmen sind Porträts im klassischen Sinn. Daneben gibt es Aufnahmen von Livekonzerten sowie Fotosequenzen, die vor, während und nach den Gesprächen entstanden sind und die Dynamik der Gespräche in ausdrucksstarken Bildfolgen widerspiegeln. Oft über volle Doppelseiten ausgebreitet, wechseln nachdenkliche Szenen mit konzentriert-aktiven Bildern. Ein gelungenes Zusammenspiel von Wort und Bild, das diesen auch ästhe­tisch ansprechenden Band auszeichnet. Eine ausgewählte Diskographie und ein Glossar liefern zusätzliche Informationen über die hierzulande wenig bekannte Jazzszene unseres Nachbarlandes.

Friedegard Hürter
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 27 (2006), S. 399f.

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