Georges Yammine: Funkelnde Hoffnung. Das West-Eastern Divan Orchestra und die Kraft der Musik [Claudia Thieße]

Yammine, Georges: Funkelnde Hoffnung. Das West-Eastern Divan Orchestra und die Kraft der Musik / Hrsg. von Daniel Barenboim  / Deutsch und Englisch. Übersetzt von Darrell Wilkins. – Hamburg: Corso, 2014. – 128 S.: 98 s/w-Abb.
ISBN 978-3-7374-0704-5: € 28,00 (Hardcover)

Das West-Eastern Divan Orchestra wurde 1999 von Daniel Barenboim und Edward Said gegründet und geriet rasch in den Fokus der Medien: Es setzt sich aus jungen Musikern aus Israel, Palästina, Syrien sowie anderen arabischen Ländern zusammen. Zum 15-jährigen Bestehen dieses einzigartigen Projektes ist dieser Fotobildband entstanden. Der Fotograf Georges Yammine ist selbst seit Beginn Mitglied des West-Eastern Divan Orchestra und hat über die Jahre hinweg dokumentarisch die Orchesterarbeit und die -mitglieder festgehalten, mal spontan, mal inszeniert. Immer wieder sucht Yammine die Musiker losgelöst von der Gruppe auf und hält sie in innigen Momenten fest: beim Proben auf und abseits der Bühne, beim Telefonieren, Lesen oder auf der Couch. Doch auch die Zusammenarbeit und das Kollektiv stellen Bildmotive. Als letztes – doppelseitiges – Foto steht ein Gruppenbild mit fröhlich lachenden Musikern.
Bildunterschriften nennen den Aufnahmeort, teils auch fast poetische Titel. Ebenso poetisch sind einige Detailaufnahmen von Instrumenten, in denen Yammine seine Vorliebe für das Spiel mit Schatten, Licht und Spiegelungen offenbart. Diese durchweg ästhetischen Fotografien sind in edlem Schwarzweiß abgedruckt.
Der Textanteil des Buches hingegen ist sehr knapp gehalten. Eine einleitende Vorstellung des Orchesters durch die Musikjournalistin Julia Spinola und ein kurzes Interview mit Daniel Barenboim bilden den Rahmen. Spinola schildert die Hintergründe der Orchestergründung im Rahmen der Kulturhauptstadt Weimar 1999 und deren humanistische Mission: die politisch motivierten Gräben des Nahost-Konflikts durch Musik zu überbrücken, Begegnungen zwischen beiden Parteien zu schaffen. Said und Barenboim glaubten, dass dies durch die verbindende Kraft der Musik möglich sei. Ein Ziel des Orchesters ist es, in sämtlichen Herkunftsländern seiner Musiker aufzutreten. Nur schrittweise kann dieses Vorhaben umgesetzt werden.
Barenboim wiederum gibt am Ende einen Ausblick auf das, was kommt, nämlich die Eröffnung der Orchesterakademie in Berlin 2016 als dauerhafte Einrichtung. Bislang kann nur in zeitlich begrenzten Projektphasen gearbeitet werden. Dieses „Haus der Hoffnung auf Vernunft und Harmonie“ (so auch der Titel des Interviews) hingegen zielt auf kontinuierliche Tätigkeit, verbunden mit einem langfristigen, nachhaltigen Beitrag zur Friedensbewegung.
Das Buch „Funkelnde Hoffnung“ verschafft dem Leser einen Eindruck von der der Arbeit des Orchesters und der strahlenden Kraft, die von dem Projekt ausgeht. Es beleuchtet weniger den Hintergrund des Orchesters als z. B. Barenboims Buch Musik ist alles (Berlin Verlag 2014), vielmehr ist es ein illustres Kleinod für Kenner und Freunde des Orchesters.

Claudia Thieße
Mannheim, 15.11.2014

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