Neu aufgelegt: Robert und Clara Schumann: Ehetagebücher 1840–1844

Robert und Clara Schumann: Ehetagebücher 1840–1844 / Hrsg. von Gerd Neuhaus und Ingrid Bodsch – Bonn u. Frankfurt/Main: StadtMuseum Bonn/Stroemfeld, 2007 – 332 S. : 34 Abb.
ISBN 978-3-86600-002-5 : € 16,00 (brosch.)
2. unveränd. Aufl. 2013. – ISBN 978-3-931878-40-5 : € 16,00

Sowohl Robert als auch Clara Schumann führten schon vor ihrer Ehe Tagebücher (der achtjährigen Clara führte sogar Vater Wieck die Feder, um die Eintragungen des Mädchens zu kontrollieren). Beide führten diese Gewohnheit ab 1840, dem Jahr ihrer bitter erkämpften Eheschließung, vier Jahre lang gemeinsam weiter, in dem sie sich in einem einzigen Tagebuch abwechselten in der Berichterstattung über ihr gemeinsames Leben. Dieser relativ einmalige Vorgang führte zu einer Art Protokoll einer schöpferischen Symbiose zweier Künstler, die in der ersten Phase ihrer Ehe lernen mußten, mit den Ansprüchen des anderen auf eigene und freie Entfaltung freundlich und liebevoll umzugehen. In die ersten Jahre ihrer Ehe fallen nicht nur ungewohnte häusliche Aufgaben und die Geburt der ersten beiden Kinder, sondern auch Claras Bemühungen um Wiederaufnahme und Festigung ihrer Pianistinnenlaufbahn, während es Robert drauf ankam, seinen Ruf als origineller und zukunftsweisender Komponist zu behaupten.
In diesen Ehetagebüchern werden die Kämpfe und Konflikte nicht verschwiegen, sprechen zum Teil die hilfebedürftigen Partner miteinander in Frage und Antwort, um sich zu beruhigen und zu stärken. Alle Stationen dieses aufregenden und aufreibenden Künstlerdoppellebens, die Entstehung der Werke beider sowie ihre Aufführungen sowohl auf Leipziger und Dresdner Konzerten als auch auf ausgiebigen Tourneen, werden authentisch im Moment des Geschehens geschildert und von den Akteuren kommentiert. Darüber hinaus gewähren diese Tagebücher einen panoramatischen und detaillierten Einblick in das gesellschaftliche und kulturelle Leben des Vormärz in Europa. Berühmt-berüchtigte Zeitgenossen erfahren charakteristische Schilderungen, die vor entschieden positiver oder negativer Beurteilung nicht zurückschrecken (Mendelssohn, Richard Wagner, Berlioz). Claras Schilderung der Rußland-Reise auf der Grundlage von Notizen Roberts hat epische Qualitäten. Auch Roberts Leiden am Ruhm seiner Frau, und daß er besonders auf Konzertreisen im ihrem Schatten steht, wird unverhohlen ausgedrückt.
Ein ausführliches erschließendes Register der vorkommenden Personen und deren besprochener Werke, sowie ein Ortsregister zeigen die enorme geistige Spannweite und die erstaunliche örtliche Mobilität dieses jungen Paares.
Der Band gehörte zusammen mit dem Dichtergarten eigentlich in das Umfeld der Aktivitäten zum 150. Todestag von Robert Schumann im Jahre 2006 und konnte nun zur allerdings nachhaltigen Komplettierung der Dokumente ergänzt werden.

Peter Sühring
Zuerst veröffentlicht in FM 29 (2008), S. 155f

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