Raymond Dittrich [u.a.]: Franz Xaver Witt: Reformer der katholischen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert

Dittrich, Raymond [u. a.]: Franz Xaver Witt 1834–1888: Reformer der katholischen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert. Zum 175. Geburtstag [Ausstellungskatalog]. – Regensburg: Schnell & Steiner, 2009. – 229 S.: mehrere Abb. u. Notenbsp. (Bischöfliches Zentralarchiv und Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg. Kataloge und Schriften ; 25.)
ISBN 978-3-7954-2213-4 : € 24,90 (brosch.)

Pünktlich zum 175. Geburtstag des Priestermusikers Franz Xaver Witt öffnete sich die Pforte zu einer seinem Werden und Wirken gewidmeten wunderbaren Ausstellung in Regensburg, dem Ausgangspunkt seiner Tätigkeit und folglich der kirchenmusikalischen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts. Bischöfliches Archiv wie Bibliothek sind im glücklichen Besitz aufschlussreicher Zeugnisse wie Briefe, gedruckter Materialien und Sachobjekten aus Witts Nachlass, woraus die seiner Lebensleistung würdige Präsentation im Bibliothekstrakt fast gänzlich gespeist werden konnte. Schließlich gehen die bekannten Zeitschriften Fliegende Blätter für katholische Kirchenmusik (1866) und Musica Sacra (1868) auf ihn, den Musikpraktiker und -kritiker zurück; er war fast polyglott mit der weiten Welt vernetzt: Sein ungeheurer Briefnachlass weist über 2.200 Verfasser aus 36 Staaten auf.
Passend zu dem Projekt ist in gewohnt hochwertiger wissenschaftlicher Qualität ein Band erschienen, der in sich einen Aufsatzteil (S. 12–142) und – neben einem kommentierten Abdruck von Witts Erstveröffentlichung Die kirchliche Musik im Allgemeinen besonders in Regensburg und München (1859) – einen Katalogteil (S. 179–228) mit jeweils vorangestellten sachbezogenen Einführungstexten vereint, zu: 1. der wegweisenden Publikation von 1859 und deren Rezeption (s.o.), 2. seinen weiteren selbständigen Schriften (R. Wagners briefliche Reaktion von 1871), 3. Witts Reformzeitschriften, 4. Cäcilienverein (Papst, ACV), 5. seiner Vorstellung über Instrumentalmusik (die zumindest „nicht gegen den Geist der Kirche“ verstoßen solle), 6. Witts Kompositionen.
Hervorzuheben sind auch die Mitautoren, deren Beiträge sich mit Witts Familiengeschichte (dessen Urgroßneffe W. Kolbinger), Musikauffassung (C. Lickleder) und -sprache (J. Hoyer), Briefen F. Liszts an Witt 1869–78 (A. Watzatka), dem Schüler J.B. Singenberger in Amerika (D. Haberl) und der aktuellen Tätigkeit des ACV (E. Weber) befassen. Voraus geht eine kritische Würdigung Witts durch den Spiritus Rector Msgr. Dr. Paul Mai, der diese Präsentation auch als Anreiz für weitere Beschäftigung versteht.
Abbildungen – meist in s/w – von Autographen und Druckerzeugnissen sind in ausreichendem Maß eingestreut; mit dem Foto eines original erhaltenen, fast symbolträchtigen Federhalters (seines Vaters) schließt sich der Reigen.
Noch ein findiger Tipp als PS (S. 229): Musikalische Bibliotheken betreffend (1866).
Alles in allem gebot der Anlass des Jubiläums ein Quellenwerk, das sich auszahlt.

Manfred Sailer
Zuerst veröffentlicht in FORUM MUSIKBIBLIOTHEK 30 (2009), S. 358f.

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